Der Neue Antikriticus (Teil 1)

Leipzig, 24. Juni 2007, 13:20 | von Paco

Ein Hauch von altphilologischen Errata-Listen liegt in der Luft. In meinem persönlichen Lieblings-Rezensionsorgan IASLonline hat Jan Borkowski neulich

… da wird der Autorin vorgeworfen, zu voraussetzungsreich zu sein. Begründet wird das damit, dass nicht erklärt wird, was jetzt gleich noch mal New Historicism war, warum um alles in der Welt Roland Barthes den Autor totgesagt hat und was jetzt mit Foucaults schönem Diskursbegriff ist. Die Kritik an diesen Fehlstellen wird breit ausgewalzt und begründet, ist aber völlig sinnlos.

Entweder hat man sowieso natürlich etwas Peilung. Oder man hat in 3 Sekunden 5 Erklärungstexte gegoogelt. Das ist sogar noch besser als eine erklärende Apposition im Buch selber. Das Namedropping dieser Begrifflichkeiten als geisteswissenschaftliche Trademarks hat auch eine umgangssprachliche Qualität. Sie müssen nicht jedes Mal aufs Neue toterläutert werden. Ich will in einem Lehrbuch zur Erzähltheorie nicht erklärt bekommen, was New Historicism ist.

Und schön ist es ja auch, wenn in Monika Fluderniks eben sehr, sehr guter »Einführung in die Erzähltheorie« jemand zum ersten oder dritten Mal was von Fou- und Bar- hören sollte.

Das erhöht den süß-sauren Druck, endlich diese ganzen französischen Leute zu lesen.

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