94 Prozent

Leipzig, 3. Juli 2007, 00:26 | von Paco

Gabriel hat wiederholt behauptet, dass er Kristina Maidt-Zinke nicht kenne: »Ich kenne sie nicht.« Das kann natürlich eigentlich nicht stimmen, aber deswegen unterhielt ich mich mit Austin über K. M.-Z., und zwar mehrere Minuten.

Sie hatte von der SZ die Bachmann-Berichterstattung übergeben bekommen und schrieb heute – wie man erschließen kann – darüber, dass es ihr erstes Live-Jahr in Klagenfurt gewesen ist. Erschließen muss man dass, weil sie nicht »ich« schreibt. Sie schreibt ja nicht mal mehr »man«, denn so lautet ihr erster Satz (Seite 11):

»Auch das gibt es: seit mehr als einem Jahrzehnt mit Literaturkritik befasst und noch nie im Wörthersee geschwommen.«

Es folgt ein Wortspielscherz mit Wörthersee/Wörtermeer, und irgendwann geht die Rezension mit den Worten »Nun ja …« zu Ende. Kein einziges »ich« rutscht ihr heraus, dabei hat man (habe ich, hehe) ja deutlich mitbekommen, dass sie da gewesen ist, also sie selber jetzt.

In diesem Zusammenhang kommt wieder Claudia Leyendeckers hier bereits erwähnte Dissertation ins Spiel. Sie vermerkt, dass tendenziell ca. 94 Prozent aller Rezensionen in der ich-losen, unpersönlichen Form geschrieben sind. Sie bezieht sich dabei überraschenderweise auf Dr. Mathias Döpfners Dissertation »Musikkritik in Deutschland nach 1945«, erschienen im Jahr 1991:

»Damit [egal] konnte Döpfner zunächst die inhaltliche Form von Musikkritiken charakterisieren. Weitere Ergebnisse seiner Studie beziehen sich auf den sprachlichen Bereich. Und da stellte Döpfner fest, dass 94 Prozent der Artikel überwiegend in der dritten Person Singular gehalten sind.« (S. 8)

Ausnahme ist wie immer Joachim Kaiser.

2 Reaktionen zu “94 Prozent”

  1. czz

    Guten Tag, Paco, auch froh, dass KlaFu vorüber ??? – Und ganz ohne Plattensee- Spei- Spiel der Wörther ??? – Bravo. – – – Auf dem Wege des pingback erfahren wir inadaequaten nun bereits zum zweiten Male von den erhellenden Gang- oder Kaffeeküchengesprächen zwischen versierten Umblätterern. Da muss es munter zugehen, halleluja.

  2. Der Umblätterer » Blog Archiv » Das letzte Wort vom Wörthersee

    […] die Klagenfurt-Reporterin sagte – wie 94 Prozent aller F-Journalisten – nicht “ich”, und auch sonst scheint es, als hätte K. M.-Z. […]

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