Selten dämliche Untertitel
Leipzig, 19. Juli 2007, 14:39 | von PacoHeute in der F-Zeitung ein schöner Text von Jochen Schimmang, »Ein Mann von 1914« betitelt. Ein Text wie er so fast nur in der F-Zeitung stehen kann. Es handelt sich eigentlich um eine Besprechung eines Bandes mit Reiseprosa von Curzio Malaparte.
Nebenbei ist der Text aber auch Lexikoneintrag, literaturwissenschaftlicher Abstract, Glosse, Anekdotensammlung usw. Es ist diese Mischung aus Bildung und unterhaltsamem Wahnsinn, die den Besprechungsduktus so einzigartig machen, den heute nur noch die FAZ sowie natürlich FAS und SZ, die diesen Band auch schon besprochen haben, hinkriegen.
Darum ging es aber gar nicht, als ich eben mit Gabriel mal wieder in der Mensa war, sondern darum: Der besprochene Band heißt »Zwischen Erdbeben« und trägt nämlich den Untertitel »Streifzüge eines europäischen Exzentrikers«, der sicher verkaufsfördernd ausfallen sollte und den J. S. in der F-Zeitung nun einfach mal treffend als »selten dämlich« bezeichnet, und zwar gleich im ersten Absatz.
Gabriel meinte dann, dass das eine veritable Genrebezeichnung auch für die Ästhetik-Verbrechen der Titelkommission des deutschen Kinos sei: ›selten dämliche Untertitel‹. Das ›selten‹ könne man in diesem Zusammenhang natürlich streichen. Jedenfalls formiere sich jetzt eine Art Unterwanderung, die mit der Arbeit der Titelpolizei zusammenhänge und alle Bereiche der Kulturberichterstattung erfasse. Usw.