»Stalingrad-Saufen«, Counter-Strike, Sarkozy
auf Reisen, 29. August 2007, 12:21 | von PacoBevor morgen die neue Ausgabe erscheint, hier ein kleiner Rundown der letzten »Vanity Fair«-Ausgabe, Nr. 35 vom 23. August 2007. Darin mindestens 3 Hammerartikel, die mein Urteil von gestern bestätigen.
Passend zur Games Convention, die für mich in diesem Jahr ja ausfiel, gab es einen Bericht von Andreas Rosenfelder über die Counter-Strike-Szene (»Die Waffen der Frauen«, S. 88-95).
Nun ist jeder Artikel besser und seriöser als der total noob-Artikel in der F-Zeitung von letztem Mittwoch. Und glücklicherweise merkt man schon an Rosenfelders Schreibduktus, dass hier nicht der nächste pseudojournalistische Bedenkenträgerartikel kommt. Der »Verachtung der ohne DSL-Flatrate aufgewachsenen Generationen« stellt er ein paar verständnisheischende Worte entgegen:
»Dabei ist Counter-Strike eine ganz nüchterne Angelegenheit (…). Tatsächlich folgt das Spiel einem so strengen Regelwerk, dass wohl selbst ein Sepp Herberger seine helle Freude daran gehabt hätte.« (S. 92)
Sepp Herberger – na ja, okay. Jedenfalls begleitet der Autor zwei Mädchenclans bei ihrem Headshot-Hobby, und das ist doch mal eine gute Idee, um die eingefahrenen Wege der CS-Berichterstattung zu verlassen.
Ansonsten gab es noch diesen Artikel mit dem »Stalingrad-Saufen«: Der Salem-Bericht von Friedrich von Trotha (S. 54-59) will Arbeit am Mythos sein, aber mehr als die Geschichte mit den Wehrmachtsuniformen (auf S. 55) wird davon wohl nicht bleiben, hehe.
Dann muss umbedinkt noch der Artikel von Martina Meister erwähnt werden, »100 Tage Raserei« heißt er und handelt von Sarkozy und seinem »naturgewaltigen« Regierungsantritt (S. 74-81).
Das ist inhaltlich und stilistisch eine absolut »Spiegel«-würdige Story. In den Bildbeschreibungen wird auch mal nicht verzeichnet, welcher Herrenausstatter jetzt für welchen getragenen Anzug verantwortlich ist, und das kann der kritischen Haltung des Textes nur dienlich sein (hehe).
Die Sarkozy-Auslandsberichterstattung ist ja auch deshalb so wichtig, weil in den französischen Leitmedien gern mal Dinge weggelassen werden, ob das jetzt der Schwips beim G8-Gipfel ist oder eine »rouleau de gras«.
Ach ja, im »Kultur«-Teil fragt Adriano Sack endlich einmal nach, wie »Irene Dische« nun eigentlich ausgesprochen wird. Die Antwort ist dann unpräzise, aber man kann sich im Zweifelsfall darauf berufen. Man könne den Nachnamen der Autorin aussprechen »wie man will: Dische, Disky, Dish« (S. 130).
Am 30. August 2007 um 01:18 Uhr
Jaja, schon seit den »Rechten Gespenstern im Schloss« (stern 36/2001) spukt es verlässlich in der Salem-Berichterstattung. Die Südkurier-Headline im Print, hierfür hat man dann wirklich seine Heimatzeitung, ließ die VF-Luft übrigens noch besser raus als der Online-Link verrät:
»Diesmal ist’s Sex in Salem« stand da, und das hätte Gabriel wahrscheinlich auch nicht besser auf den Punkt bringen können.
Ansonsten hat Altmeister Kracht Salem ja nicht nur sein literarisches Denkmal gesetzt (»Faserland«). Sondern auch mit »Fastenland«, seinem grandiosen Heilfasten-Protokoll 10 Jahre danach (FAS 50/2005), alles gesagt, was heute noch zu Salem zu sagen ist: