KulturSPIEGEL XXL und CCC

Konstanz, 30. August 2007, 01:11 | von Marcuccio

A. R., Diplom-Ingenieur (60), hat nach 28 Jahren abbestellt. H. F., Oberstudienrat i. R. (71), sein Abo im 46. Bezugsjahrgang gekündigt. Und O. G., Austologe (39), sagt: »Hallo liebe Zielgruppe! Bitte auch nicht am Kiosk kaufen!«

So hätte es kommen können, nach der hier so treffend benannten »längsten Spiegelsommerpause ever«. Aber es ist »Goldrausch« angesagt, zumindest beim KulturSPIEGEL: 96 Seiten – soviel Abo-Beilage gab’s noch nie.

Wie ein zu groß gewordenes Kälbchen flutscht einem das Sabblemong für September aus dem aktuellen Mutterheft entgegen. Viele Storys, opulente Fotostrecken, Damien Hursts Diamanten-Schädel funkelt auf 1/1-Größe, und 38 Anzeigenseiten stellen 12 Jahre stabiler Heftumfänge à 48 Seiten in den Schatten.

Ich suche nach einer Hausmitteilung, die mir die voluminöse Verdopplung von einem Monat auf den nächsten erklärt. Fehlanzeige.

Stattdessen stechen die ebenfalls neuen, seitenlangen Kleinanzeigenmärkte im Terminteil ins Auge. Neben die gewohnte KulturSPIEGEL-Champions-League der Redaktion darf und soll sich jetzt also auch die Regionalliga ins Heft buchen.

Sinnbildlich sichtbar wird das in der Anzeige für das Panoramamuseum am Kyffhäuser, das sich mit seinem Werner-Tübke-Rundgemälde als »Sixtina des Nordens« empfiehlt. Na dann. Aber ob die durch den KulturSPIEGEL angetickten Massen dann auch noch die Sehenswürdigkeit im Museumscafé (hehe) zu Gesicht bekommen?

Eigentlich kann so eine Anzeigen- und Seiten-Expansion ja nur mit der Auflage zusammenhängen, und tatsächlich: Dem Impressum ist zu entnehmen, dass es diesmal statt der üblichen 460.000 doch glatt 1.051.000 KulturSPIEGEL gibt. Wörtlich steht da natürlich nur:

»Dieser KulturSPIEGEL liegt der Abonnenten- und Inlands-Einzelverkaufsauflage von 35/2007 bei. Sie erreichen den Abo-Service unter …« usw.

Auch wenn es vermutlich nur eine einmalige Aktion zur Abonnentenwerbung ist, so ist es die Erklärung für das Anzeigenwunder. Und ein printener KulturSPIEGEL für alle. Okay, fast alle. Damit aber auch dem Spiegel-Ausland nichts vorenthalten bleibt, zitieren wir hier mal aus der Schlusspassage des Interviews mit Produzenten-Legende Dino De Laurentiis:

»An Ruhestand denken Sie also nicht?

Ich gehe in den Ruhestand, wenn ich sterbe. Wissen Sie, in Italien sagt man, dass es auf die drei »C« ankommt: cuore, das Herz, cervello, das Hirn, und coglioni, die Eier. Bei mir funktioniert alles noch ganz gut.«

Na bitte. Und der »Spiegel« funktioniert ab dieser Woche auch wieder ganz gut, wobei ich finde, dass man neben Alexander Osang auch ruhig mal Namensvetter Smoltczyk erwähnen darf, und zwar sowohl aktuell (Roberto Saviano) wie generell (»Global Village« darf ja keiner so oft wie er).

Eine Reaktion zu “KulturSPIEGEL XXL und CCC”

  1. Paco

    Alexander Smoltczyk, genau! Wegen seines Hammerartikels »Volltanken in Malabo« über Äquatorial-Guinea hab ich hier immer noch die Nr. 35/06 ganz oben auf dem »Spiegel«-Stapel liegen, den will ich irgendwann noch mal im Papierzustand lesen (oder dann eben hier als Riesen-PDF, falls jemand mal aus Versehen den Stapel verfeuert, wird ja wieder kälter).

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