Darf man das lesen? (Teil 9: »Der Aktionär«)

Madrid, 26. September 2007, 00:16 | von Dique

Ich habe mir dieses Heft nicht etwa gekauft. Nein, San Andreas brachte es speziell für mich von seinem Lufthansa-Flug mit.

Ohne lange zu fackeln, den »Aktionär« sollte man auf keinen Fall lesen.

Die wenigen längeren Artikel in diesem Magazin, zumindest in dieser Ausgabe (38/2007), unterbieten bezüglich des Informationsgehalts fast den »Focus« (hehe), bei dem man sich am Ende eines Artikels oft fragt, warum einem nichts zum Thema gesagt wurde.

Mit »Vollgas fürs Depot – Mit diesen Aktien starten Sie durch« werden parallel zur IAA in Frankfurt, welch ein Zufall, Automobilaktien als Schnäppchen angepriesen. Unter anderem die Aktie von General Motors, einem Konzern, der seit Jahren strauchelt und bei dem von jedem verkauften Auto 1.500 Dollar für Sozialleistungen ehemaliger Mitarbeiter aufgewendet werden müssen; die neue »Ökostrategie« wird daran wenig ändern. Danke für den Tipp.

Unter dem Titel »Das blaue Gold« liest man die üblichen Lobpreisungen auf den Wassersektor, der bei immer knapperem Wasservorrat und wachsender Weltbevölkerung in den kommenden Jahrzehnten angeblich mit hoher Rendite lockt. Das ist sicher grundsätzlich nicht falsch, aber keinesfalls originell. Ich habe in den letzten Jahren bestimmt viertausend Artikel gleichen Inhalts gelesen. Und das lässt sich ebenso über den Beitrag über den Billionenmarkt Infrastruktur sagen.

Kurz, das Magazin ist das typische Branchenblatt und bläst die Trompete nicht für den Aktionär, sondern will diesen nur dazu animieren, ständig neuen Trends zu verfallen und, statt es langfristig anzulegen, sein Geld lieber für Transaktionskosten, Managementgebühren und Ausgabeaufschläge zu verplempern.

Bleibt die Frage, warum mir San Andreas dieses Heft angedreht hat. »Es war doch kostenlos«, hat er gesagt. Aber das sagt er immer.

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