Die Centerfolds der FAS-Wissenschafts-Redaktion

London, 3. Oktober 2007, 02:37 | von Paco

Sonntag vor zwei Tagen. Ankunft Liverpool Street, gleich die »FAS« gekauft, denn die gab es da selbstverständlich. Feuilleton diesmal wirklich schnell umgeblättert, ohne dass es schlecht gewesen wäre, aber der Wissenschafts-Teil hatte die besseren Erzählungen.

Diesmal gab es ein Weltraum-Special, mit einem Aufmacher von Ulf von Rauchhaupt über Wernher von Braun (anlässlich des Erscheinens der fülligen Biografie von Michael J. Neufeld) und, passend dazu, einem Artikel über den »russischen Wernher von Braun« (FAZ), Sergej Koroljow, den Sputnik-Forcierer.

Und immer wieder schön sind ja die Centerfolds der Wissenschafts-Redaktion. Diesmal eine gefällige Übersicht zur Geschichte der sogenannten Eroberung des Weltraums.

In diesem Zusammenhang: Auch das letzte Centerfold (23. 9. 2007, S. 72-73) war grandios, ein schön bebildertes Feature mit dem Titel »Der Zeichner des Captain Cook« (könnte ein Romantitel sein von César Aira, Raoul Schrott oder Umberto Eco oder eigentlich jedem anderen Autor). Die Rede war von Georg Forster, und es gab einige colorierte Zeichnungen (aus der Neuerscheinung von Forsters »Reise um die Welt«) und eine autarke Story dazu, geschrieben von Tilman Spreckelsen.

Soweit also die FAS und gleich weiter zum »Spiegel«, gestern gekauft, gelesen in irgendeinem »Nero«-sagen-wir-mal-Kaffeehaus. Die Oliver-Gehrs-Show hatte ich schon gesehen (denn er ist nach einer Woche Pause wieder zurück), worinnen er gleich mal den Joschka-Fischer-Titel verreißt.

Er fragt in seinem Vlog unter anderem, wieso Fischer, der vom »Spiegel« »weggeschrieben« worden sein sollte, den Vorabdruck seiner Zweitbiografie ausgerechnet in diesem Blatt stattfinden lässt. Einfache Antwort: Wo denn sonst?

»Wie aus dem Schützengraben geschrieben!«, rief mir Dique gleich mal zu, als er mich im »Nero« sitzen sah. Er zitierte damit die Spiegel/Fischer-Disruption von O. G. (im Moment wieder mit leichtem Vollbart). »Schützengraben, huh?«, sagte dann die Bartenderin mit einem irgendwie gewinnenden Lächeln.

Ich bekam das aber nur so halb mit, denn ich war ziemlich fertig. Ich hatte eben die komplette Ausgabe in 2 Stunden runtergelesen, lesen müssen, da ich sie jetzt gegen Diques »Economist« eintauschen wollte und sollte.

Natürlich hätten wir uns beide auch beide Zeitschriften kaufen können, aber dann ist der Druck weg und das »Spiegel«-Lesen dauert wieder die ganze Woche, weil ständig die Tagespresse dazwischenkommt.

In dieser Ausgabe übrigens auf S. 212 ein Bild von Ursula von der Leyen, wie sie ein Exemplar der F-Zeitung mit der ab diesem Freitag fotobehängten, farbigen, frakturlosen (bis auf das Logo natürlich) Frontseite. Ist eine Werbekampagne.

Dann noch Malte Herwig zu den beiden neuen Jünger-Monografien von Schwilk und Kiesel (S. 200-202). Jüngers Werk erscheine »überraschend aktuell«, schreibt Herwig. Er greift nicht auf die Formulierung »erschreckend aktuell« zurück, die Jens Friebe so sehr fasziniert, dass er einen Song darüber geschrieben hat, vgl. sein am Freitag erschienenes Album. (Dazu später, wir waren gestern noch auf einer Release-Party draußen in Tottenham.)

Jedenfalls, Schwilk beats Kiesel im direkten Vergleich:

»Verglichen mit Kiesels spröder Nacherzählung zeigt die glänzende Biografie von Schwilk, was eine gekonnte Mischung aus Empathie und kritischer Distanz in diesem Genre leisten kann.«

Ok. Dann noch kurz zurück zu Gehrs: Er kommt ja anhand des Vorabdrucks zu der Erkenntnis, dass Joschka Fischer »noch schlechter« schreibe als Gerhard Schröder (Zitat: »die Halle glich einem Hexenkessel«, hehe). Nachdem damals Schröders Memoiren als Vorabdruck im »Spiegel« erschienen waren, veranstalteten wir einen Gerhard-Schröder-Leseabend. Es war sehr gut.

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