Larry David als Feuilleton-Teaser
London, 15. Oktober 2007, 11:30 | von PacoDer dieswöchige FAS-Kauf erfolgte gestern am King’s Cross. Ich las sie gleich im Stehen an, denn das Entretien auf Seite 27 war einfach zu verlockend:
Saul Friedländer ist der diesjährige Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels. Johanna Adorján hat aus diesem Anlass ein Interview mit ihm geführt, indem er laut Teasertext Auskunft gibt »über Marilyn Monroes Übertritt zum Judentum, religiösen Fundamentalismus und Larry David«.
Super! Dachte ich. Was dann aber »über« Larry David folgt, ist lediglich eine arg zurechtgeschusterte Kurzbeschreibung Adorjáns. Friedländer kennt Larry David nämlich gar nicht (»Ist er Amerikaner?«). Für den Teasertext reicht es trotzdem.
Und das ist dann am Ende doch auch einfach mal interessant. Adorjáns Frage sagt ja mehr über sie selbst aus als über den Interviewten. Und das ist rar in der Demimonde, in der Autoren so selten ›ich‹ sagen (dürfen). Gleichzeitig setzt »Curb Your Enthusiasm« nach dem Jochen-Schmidt-Artikel neulich in der S-Zeitung seinen Erwähnungsmarathon durchs deutschsprachige Feuilleton fort.
Dann gibt es noch einen Bericht von Julia Voss über die Courbet-Ausstellung im Grand Palais. Sie rekapituliert schönerweise die Provenienz und den Impact des Gemäldes »L’Origine du monde« (1866), das sogar mit abgebildet wird, aber natürlich nur sehr klein, um die Leser nicht zu schocken beim Umblättern von Seite 27 auf Seite 28.
Und sonst: Michael Krüger schreibt über seine 40. Buchmesse (Seite 29). Er notiert ein paar Sätze Buchagenten-Wahnsinn: »this writer can be compared with Calvino and Thomas Mann …«. Und beschreibt eine schöne Szene am Hanser-Buchmessenstand:
»Eben kam eine schöne Frau, griff sich über meinen Kopf hinweg die neue Übersetzung von Stendhals ›Kartause‹, schlug sie auf und stellte sie wieder zurück. Auf meine Frage, welcher Satz sie so schockiert habe, blickte sie mich sprachlos an und ging weiter zu Lübbe.«
Im Zuge der Iris-Bahr-Berichterstattung erwähnt dann auch Till Haase auf Seite 30 noch einmal »Curb Your Enthusiasm«. Iris Bahr hat nämlich in der fünften Staffel die ultraorthodoxe Rachel Heineman gespielt, die einmal mit Larry David im Skilift gefangen war, wo er ihr edible underwear anbot, bevor sie noch kurz vor Sonnenuntergang vom Lift heruntersprang.
Später hat sie sich dann aus Ego-Gründen noch einer Brustvergrößerung unterzogen (wieder eine dieser extremistischen Drehbuchentscheidungen), was natürlich sehr unorthodox ist und LD die Möglichkeit gab, wieder mal grinsend eine Weisheit kundzutun: »in some cases less is more«.
Less (reality) wünscht sich übrigens auch Nils Minkmar, der sich im Feuilleton-Aufmacher (S. 25) Gedanken macht über die Verbotsbestätigung hinsichtlich des Biller-Romans Sachen »Esra«: »Wieso hat er nicht wenigstens (…) aus der Schubert- eine Schumannstraße gemacht (…)? Kann man Literatur nicht ein wenig juristenfreundlicher schreiben?«
»Macht sich Gedanken über …« Gute Güte, jetzt klingt das hier schon wie eine Perlentaucher-Zusammenfassung. Und wieso gibt es die eigentlich nicht am Sonntag? Vielleich warten sie noch auf die SAS?
Am 15. Oktober 2007 um 19:20 Uhr
Es gab allerdings schon Anfang des Jahres einen Verweis auf „Curb…“, im WOCHENENDE der Süddeutschen Zeitung. In der samstäglichen „Leserbegrüßung“ (der korrekte Titel ist mir leider entfallen) ein paar Zeilen, die in der unbedingten Kaufempfehlung der großen „Curb…“-Box mündeten („Wir hingegen lachen nur noch über Curb your Enthusiasm“).
Verfasst Gorkow diese Zeilen? Laut dem Lottmann-blog („Borderline“) war dieser ja in Berlin zu Gast, zum Wartburg fahren. Wahrscheinlich können wir Larry David’s Siegeszug dahin zurückdatieren.
Am 28. Oktober 2007 um 08:54 Uhr
Liebes Kindchen , ach ich bitt‘ /
lies am Tag 1 nach Mosepreis‘ Büchnebach /
die FAS für’s Bucklicht‘ Männlein mit !
(Wir vermochten – mangels ostwärts feil gebotenen Papiers – lediglich die online- Lage zu dekonstruieren . )
Am 28. Oktober 2007 um 10:04 Uhr
wird gemacht, ergebnis dann morgen oder so.