Curb Your Enthusiasm: 6. Staffel, 7. Folge
auf Reisen, 30. Oktober 2007, 03:05 | von San AndreasMag sein, dass wir nach fünf Staffeln hypersensibel auf gewisse »Curb«-Formeln reagieren oder gar die eigene Ermüdung oder schlechte Tagesform der Serie ankreiden; stellenweise beschlichen uns aber Zweifel, ob die neuen Folgen die Klasse hatten, die wir erhofft hatten. Folge 7 nun wischt diese Zweifel erst einmal wieder weg.
Fulminant schon der Einstieg, das aufregende Telefonat zwischen Larry, der Besuch vom schwer zu bekommenden TiVo-Repairman hat, und Cheryl, die in einem vom Absturz bedrohten Flugzeug sitzt (aufwendig gefilmt, mein lieber Mann!) und angsterfüllt Abschied nehmen will. Larry beendet das Gespräch, und Cheryl hernach die Partnerschaft.
Eine große Zäsur, und man fragt sich, was das für Konsequenzen für die Serie haben wird. Schließlich schlagen sich fast alle Freunde des Paares auf Cheryls Seite, wie Larry zu seinem Verdruss im Laufe der Episode feststellen muss. Und nicht nur Freunde, nein, auch Restaurants und Reinemachefrauen.
Doch er trägt das mit Fassung und findet sogar die Nerven, sich mit dem Für und Wider von Herrenunterwäsche ohne Eingriff oder den Reservierungs-Gepflogenheiten von Nobelgaststätten auseinanderzusetzen. Von Trauer keine Spur.
Wir wussten bereits, dass Larry es vorzöge, seiner Frau nicht unbedingt über den Tod hinaus treu bleiben zu müssen. So wundert es nicht, dass er sofort nach Cheryls Abfuhr beginnt, seine Fühler auszustrecken – dumm nur, dass ihm ein skrotaler Zwischenfall einen Strich durch die Rechnung macht.
Dieser Zwischenfall wirkt wie Larrys seltsamer Klo-Hörsturz in Episode 6.04 arg konstruiert, und die Improv-Ästhetik der Show vermag das auch kaum noch zu kaschieren. Doch diese fast zwanghaft in tabulastigen Gefilden angesiedelten Drehbuchkrücken gehören mittlerweile zum LD-Repertoire, man muss sie wahrscheinlich einfach mal so hinnehmen.
So schließt sich dann auch der Kreis zur Unterwäsche des neuen Verehrers von Cheryl, und wir bekommen obendrein ein phänomenales Schlussbild serviert, das einem lange im Gedächtnis bleibt. Leider, möchte man sagen, denn es ist kein Bild für die Götter.
Obwohl Larry in diesem Schlussbild als lädierte, gebeutelte Existenz erscheint – die 6. Staffel zeigt gern mal einen Larry, der an Selbstsicherheit gewonnen hat. Er ist nicht mehr nur Spielball des Schicksals und Opfer der Tücke des Objekts. Immer öfter nimmt er das Zepter selbst in die Hand, pflaumt lautstark Leute an, geht sogar der Senatorin ans Revers, und vergilt genüsslich Gleiches mit Gleichem.
Diesmal geradezu emblematisch in einer starken, überaus köstlichen Szene, in der Larry einem Freihandtelefonierer, dem überhaupt nichts peinlich zu sein scheint, kräftig den Abend verdirbt. Wer war nicht schon irritiert von diesen wichtigen Herrschaften, die in aller Öffentlichkeit laut ins Leere labern und sich zunächst nicht von einem lamentierenden Dorftrottel unterscheiden. Larry sagt: »To the outside observer, it’s the same level of annoyance.« True, so true.
Der Umblätterer über andere »Curb«-Episoden:
Season 6: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10
Season 7: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10
Am 30. Oktober 2007 um 07:10 Uhr
long-ball-larry hats schon nicht leicht
was ich mich bei dieser folge frage: inwieweit verarbeitet larry hier die trennung von seiner real-life-frau?
Am 30. Oktober 2007 um 11:53 Uhr
Dazu hat der dicke Jeff in einem Interview neulich etwas verlautet. Und zwar wurde die Staffel VOR Larry Davids privater Misere geschrieben, kann also nicht wirklich darauf Bezug nehmen. Darüber hinaus beneidet Jeff Larry um seine jetzige Situation: „He’s going to meet a lot of young ladies.“ (Esquire)
Am 8. November 2007 um 09:22 Uhr
Zum »skrotalen Zwischenfall«, wie du es schönerweise nennst. Das ist vielleicht gar nicht so ausgedacht, wenn man die Story hier bei gehirnstuerm.org gelesen hat. Dort heißt das Ganze »Gemächtverdrehung galore«, aber es ist im Prinzip dieselbe Sache.