Das Jahr des Autorenfotos 2007
Konstanz, 20. November 2007, 18:58 | von Marcuccio… geht mit Riesenschritten zu Ende und Palma meinte, wir müssen hier doch noch mal sagen, warum 2007 überhaupt ein Jahr des Autorenfotos ist:
Doch etwa nicht, weil Isolde Ohlbaum am 24. Oktober 60 wurde? Wir erinnern uns: Das ist die diensthabende deutsche Autorenporträt-Fotografin, die man allein schon deshalb kennen muss, weil ihre Arbeit für den deutschen Literaturbetrieb wohl niemals wieder so gewürdigt werden kann wie durch unseren Autorenfoto-Alleskönner Christian Kracht:
»Ich stelle meinem Verlag grundsätzlich nur Urlaubsfotos zur Verfügung. da sieht man gut aus, ist schlank, braun gebrannt. Und das kann Isolde Ohlbaum nicht leisten, wenn sie Schriftsteller mit Füllfederhalter im Mund vor dem Bücherregal fotografiert.«
Wir lasen es seinerzeit in der »Zeit« und rahmten es sofort fürs Umblätterer-All-Time-Archiv.
Ansonsten war 2007 vor allem deshalb ein Jahr des Autorenfotos, weil sich das Feuilleton seit langem überhaupt mal wieder auf ein Sujet besann, das für Palma »immer noch viel zu wenig auf der Tagesordnung der Kritik« ist. Es war die wunderbare »Suada« in der Buchmessen-FAS (S. 43), die daran erinnerte, dass
»[…] Schriftsteller Bücher schreiben und nicht als Fotomodell arbeiten; und es ist, mit der Rezeptionstheorie gesprochen, leider das Problem im Auge des Betrachters, dass immer mehr Verlage das andersrum sehen: kleines Buch, großer Kopf. Alleine die Programmhinweise aus dem geschätzten Hanser-Verlag sehen inzwischen erschreckender aus als Lavaters physiognomische Verbrechersammlung.«
Und weil es Volker Weidermann, dem mutmaßlichen Verfasser dieser Suada, ernst war, legte er etwas weiter hinten (S. 56) gleich noch »ein paar Worte zu den Autoren« bzw. den »Autorengesichtern« nach:
»Immer mehr Verlage werben mit immer größeren Fotos von Schriftstellern, die aussehen, als hätten sie keine Ahnung gehabt, dass an diesem Tag der Fotograf vorbeischauen würde. Erstaunte Gesichter mit abstehenden Haaren. Hände, die eben noch nach Kinn tasten, – ist es noch da? –, wie schön, dann kann ich mich ja daran festhalten. Das ist nicht gut.«
Bestimmt nicht, denn das wäre ja wieder ganz der Füllfederhalter vor dem Bücherregal (s. o.). Deshalb schnell weiter mit Weidermann:
»Für manche Bücher, die meisten, ehrlich gesagt, wäre es besser, man wüsste nicht, wie die Autoren aussehen. Für Autorinnen gilt das natürlich im gleichen Maße.«
Namen nannte Weidermann hier wohlweislich keine. Palma, klar, wüsste jetzt natürlich ganz viele. Erst mal aber findet sie: »Diese Suada, das war die astreine Paratext-Kritik.«
Und die sei bei dem ganzen Pimp-my-Book-Bohei der Autorenfotos dringlicher denn je. Deswegen will Palma ja auch unbedingt noch ihr »Autorenfoto-Pingpong« in mein Consortium einschleusen. Sie sagt übrigens wirklich immer »dein« Feuilleton-Consortium. Autorenfoto-Pingpong? Ich bin ja mal gespannt.
Am 21. November 2007 um 23:43 Uhr
Das Kracht-Foto sieht wirklich schau aus. Auch weil es so selbstgemacht wirkt, Kamera in die linke Hand, Arm in die Höhe verdreht, zack. Am Ende hat es der Fotograf Anthony Shouan-Shawn offenbar selbst in die Wiki Commons hochgeladen und schönerweise unter GFDL gestellt. So muss es sein. Wohingegen die Integration des Fotos in den Wikipedia-Artikel von irgendeinem Praterveilchen vorgenommen wurde – eine dieser typischen Guerilla-Aktionen, kurz anmelden, schnell posten was einem so am Herzen liegt, dann nie wieder was schreiben. Aber sei’s drum, so kommen ja manchmal die besten Sachen ins Lexikon, hehe.
Am 22. November 2007 um 23:09 Uhr
hehe, ohne dass wir hier die Koch- und Kellner-Diskussion lostreten wollen: Von unserer Serviertochter Palma, bester Paco, soll ich dir doch noch mal sagen, dass du den entscheidenden Tipp geliefert hast, dass »Kracht in Tracht« überhaupt online ist! Thx!
Am 23. November 2007 um 00:19 Uhr
Dazu muss ich sagen, dass ich das von Freund Dique habe, das mit dem Wikipedia-Foto von Kracht.