Der »stern« im Stadtbild –
Die 2. Große Oliver-Gehrs-Nacht

Leipzig, 27. November 2007, 22:40 | von Paco

Der berühmte »Blattschuss«-Vlogger Oliver Gehrs ist jetzt mal mit seinem kalten Auto von der A4 abgefahren und hat sich dank einer Einladung zum 11. Medienforum Mittweida eingefunden, um dort am 5. 11. 2007 einen Vortrag »Gegen den Themen-Mainstream« zu halten.

Die gesamte vorlesungsartige Rede ist bei Sevenload archiviert. Sie dauert ungefähr genau eineinhalb Stunden, und es wurde Zeit für eine weitere »Große Oliver-Gehrs-Nacht«, wieder im B-Kino im zweiten Stock und wieder mit dem Mädels-Fanblock (vorab: Gehrs trug wieder Siebentagebart oder, wie Rainald Goetz es etwas polemisierend beschreibt: »Dreitagebartgesicht, Fünftagebart, je nachdem«).

Eigentlich ging es um das DUMMY-Konzept, am Ende war es aber eine Show über, und da zitiere ich wieder R. G., geheimes Wissen im Journalismus.

Wir hatten uns zum Thema auch schon mal in der gebotenen Kürze geäußert, aber jetzt hat Oliver Gehrs etwas ausführlicher nachgezogen. Wir reißen das mal aus dem Zusammenhang heraus, was auch nicht anders geht, denn Gehrs selber hat sich dieser uralten Kulturtechnik bedient, wie er ja immer wieder vom Thema abschweift, was aber auch genau den Sehenswert des Vortrags ausmacht. Aber jetzt Gehrs:

»[…] Wo ich mich immer wundere: Wer liest den ›stern‹ überhaupt noch? Ich meine, das ist wirklich die größte Auflagenlüge der Pressegeschichte: Eine Million Auflage! Ich sehe den nie im Stadtbild. Der ›Spiegel‹ hat genauso viel Auflage, den siehst du aber ständig. Den ›stern‹ sehe ich außerhalb von Hamburg oder auf Sylt nie. In Wartezimmern, natürlich, aber irgendwas ist da nicht koscher. […] Er sieht doch auch beschissen aus, oder? Der sieht doch aus wie ein AOK-Heft.«

Das Ganze findet statt ab Minute 22:50 im Video. Und es ist nur eins der vielen bemerkenswerten Zitate aus der freien Gehrs-Rede und ich erwähne es nur, weil das sogar die Mädels interessanter fanden als den Siebentagebart.

Öffentliches Bashing gegen Medienmarken, egal ob es jetzt gedruckte oder geVLOGgte Publikationen sind oder Celebrities aus der Demimonde, haben ja deutlich zugenommen. Früher musste man Jahre suchen, um in egal welchem Feuilleton die Schreiber der Konkurrenz auch nur mit einer Silbe erwähnt zu finden.

Heute ist so etwas gang und gäbe. Und macht das Feuilleton auch eine Spur interessanter und zugänglicher. Warum sachlich, wenn es auch persönlich geht, fragte Broder mal auf seiner alten Homepage.

Gegen Ende erwähnt Gehrs übrigens als Beispiel für die Statussymbole, die er nicht braucht, ein Auto mit funktionierender Heizung. Er nimmt dabei seine Start-Anekdote von der wegen defekter Autoheizung kalten Anfahrt wieder auf und reproduziert damit die feuilletonübliche Pointenstruktur. Also bitte bis zu Ende kucken, sonst zählt es nicht.

Eine Reaktion zu “Der »stern« im Stadtbild –
Die 2. Große Oliver-Gehrs-Nacht”

  1. medienlese.com » Blog Archiv » 6 vor 9

    […] Stunden am Medienforum Mittweida, unter anderem darüber, dass man den Stern im Stadtbild nie sieht, den Spiegel aber […]

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