»I Am Legend«: Alter Schinken mit Will Smith

London, 8. Januar 2008, 16:09 | von Dique

Viel zu früh zum Essen verabredet, schon um sieben. Zu bald waren wir schon fertig und saßen satt und auch sitt (hehe) herum. Gleich nebenan ein Kino und jemand machte den launigen Vorschlag hineinzugehen, die Zeit passte gerade und dann so nach dem Essen etc. Ich weiß nicht, ob wirklich alle Lust hatten, aber es gab ein großes »why not« und »I don’t mind« um den Tisch herum, auch meinerseits, und so gingen wir in »I Am Legend«.

Ich hatte im Voraus keine Informationen über den Film, nur viele Plakate gesehen, auf denen man Will Smith auf sich zukommen sieht. Nach einer Minute weiß ich Bescheid, ein Neuaufguss des »Omega Man« (old-school Science Fiction mit Charlton Heston in der Hauptrolle). Hier nun Will Smith in der Rolle des Charlton Heston, hehe.

Als Ulknudel und aufgezogene Quasselstrippe mag Will Smith vielleicht funktionieren, aber hier steht er auf verlorenem Posten, völlig verkrampft müht er sich damit ab, Emotionen zu transportieren. Ganz allein, begleitet von seinem Hund, seit nun schon fast drei Jahren, zieht er tagsüber durch das leere New York und verzieht sich gen Abend in sein zur Festung umfunktioniertes Haus, wo er die Stadt dem durch einen Virus extrem aggressiv wie lichtempfindlich gewordenen Rest der Menschheit überlässt.

Während der alte Schinken mit Heston noch eine Menge Charme hat, wie er da am Tage bei Sonnenschein im Sportwagen durch die leere Stadt rauscht und beim »Einkaufen« mit den Schaufensterpuppen Smalltalk hält, entbehrt die Krampfdarbietung von Will Smith jeglicher Komik. Pure Langeweile, unterbrochen von Spannungsmomenten, wenn er auf die zombiehafte Restbevölkerung trifft, die sich als übercomputeranimierte, fauchende Viecher gerieren und vollkommen unrealistisch wirken, sodass man sich vor denen nicht wirklich erschrecken muss.

Dann verliert er seinen Hund an den Zombiefeind, muss ihn selbst töten und trifft schließlich doch noch zwei menschliche Wesen. Die Reaktionen auf die anderen Überlebenden sind nicht etwa Freude oder tausende Fragen, nein, der Protagonist zeigt sich bockig und verstört und klatscht schließlich einen Teller mit Rührei gegen die Wand, und man fragt sich, warum da niemand am Set oder im Schnittraum gesessen und einfach mal eingegriffen hat, um uns diese peinlichen Momente zu ersparen.

Hätte ich mir mal ein bisschen mehr Zeit für die Tom Ka Ghai Suppe gelassen.

6 Reaktionen zu “»I Am Legend«: Alter Schinken mit Will Smith”

  1. San Andreas

    Du willst nicht im Ernst behaupten, »Omega Man« wäre der bessere Film? Sieh in Dir noch mal an. Ich tat das gerade im Zuge der SciFi-Best-Of, und befand: kein Klassiker, kein Meilenstein, nicht mal Erwähnenswert. Allenfalls als Kuriosität. Ich hatte mich auch nur noch an die leeren Straßen erinnert, und wie er allein im Kino sitzt. Das hatte Charme, klar, aber das ist nach den ersten zehn Minuten gegessen. Dann treten diese vollständig albernen Zipfelmönche auf, die einfach zu lächerlich sind, um ihre Aufgabe im Film zu erfüllen.

    Charlton ‚trigger-happy’ Heston probiert oft und gern seine Maschinenpistole aus und läuft mit freiem Oberkörper herum, genau wie die Frau, die er trifft, und deren Bekannter. Und wenn die Kuttenvampire ihn in Bedrängnis bringen, spielt eine blecherne Combo zum Tanz auf. Das ist alles verschroben, billig und kitschig, nicht nur aus heutiger Sicht, aber hat sicher aber gerade deswegen das Zeug zu Kult. Und wenn schon.

    Die Guhlmutanten im neuen Film fand ich ebenfalls überanimiert, die kolossale Schwachstelle des Films; hier wird er cartoonish und verliert massiv an Glaubwürdigkeit. Aber sonst – in den Tagesstunden – konnte ich ihm doch etwas abgewinnen. Eine Großproduktion, die sich über weite Strecken nur für das Geschick und die Psychologie einer einzelnen agierenden Person interessiert, hatten wir zuletzt bei »Cast Away«. Find ich gut.

    Und Willi Schmitt trägt das sehr wohl. Er hat sich seine dramatischen Meriten bereits in »The Pursuit of Happyness« verdient, ist nicht mehr nur der Spaßkasper und hat genug natürliches Charisma. Wie man hört, wird er für »Legend« mit Lob und Anerkennung überhäuft.

    Die Reaktionen der Figur im Film fand ich so unplausibel auch nicht. Leb du mal drei Jahre allein in der großen Stadt, du wirst ein bissel gaga. Da kann man schon mal ausrasten, wenn einem die erstbeste Überlebende den Frühstücksspeck weg isst und von einer rettenden Kolonie faselt und von Gottes Plan. Entzückend fand ich an der Stelle, wie Smith schreit ‚There is no God!’ – das in einem Land, in dem offener Atheismus dem gesellschaftlichen Freitod gleichkommt (oder zumindest dem politischen).

    Dieser Nihilismus wird am Ende leider wieder aufgeweicht, da bimmelt dann doch die Kirchenglocke. Was von »I am Legend« auf jeden Fall bleiben wird, ist die grandiose Eröffnungssequenz und die Aufnahmen der Stadt. Times Square, Fifth Avenue, Central Park, die Intrepid – das sind starke Bilder. Die Feuilletons behandeln den Film auch als 9/11-Aufarbeitung und Zeugnis der Angst vor Genmanipulation. Well, kann man machen.

    Es ist dies übrigerdings die dritte Verfilmung der gleichnamigen Novelle von Richard Matheson (die vierte, wenn man das Beinahe-Plagiat »28 Days later« mitzählt), und die früheste davon, »The Last Man on Earth« (old school Horrordrama mit Vincent Price), thematisiert schön diese Umkehrung: wer ist normal, wenn die Unnormalen in der Überzahl sind? Überdies ist der Film besser als »Omega Man«. Kunststück.

  2. Paco

    Ich habe beide Filme nicht gesehen, fand aber »Omega Man« besser.

  3. ThoHa

    Wie seltsam der Film sich verändert hat – durchaus atmosphärisch reizvoll, da waren sich die Rezensionen ja einig, und ich fand auch Smith angenehm, meist glaubwürdig, bisschen zu souverän eingewöhnt in seiner Ausnahmesituation. Dass ein Film aber derart in sich zusammenbricht und an der eigenen Lustlosigkeit genau dann erstickt, wenn die Action losgeht… sehr seltsam. Warum man sich nicht traute, bei den Original-Vampiren zu bleiben und statt dessen alberne Speed-Monster mitbringen musste, bleibt auch ein Rästel.

  4. San Andreas

    Vielleicht wollten die Macher das fiktionale und mythologische Gepäck nicht haben, das Vampire mit sich bringen, denn das spräche gegen den Authentizitätsanspruch der Story, Genmanipulation, Krebsheilung usw. Natürlich sprechen die wilden CGI-Monster ganz genauso dagegen. Wahrscheinlich war zuviel Budget da zum Verpulvern; mit weniger wären es solche wahrhaft fiesen Viecher wie bei Danny Boyle geworden, weitaus effektiver und realistischer. Schade, schade.

  5. Stephan

    Natürlich ist „Omega Man“ der bessere Film.

    Die Zombiesekte ist (in Grenzen) intelligent, und sucht nicht nur die beissende, sondern auch die argumentative Konfrontation mit Heston. Sie formuliert sogar Ansprüche: nämlich die neue Zivilisation zu sein; im Streifen von 2007 gibt es nur grunzende Wuselmutanten, die obendrein schlecht animiert sind und alle mit dem gleichen aus „Die Maske“ geklauten Unterkiefer-Dehn-Algorithmus und der gleichen sandigen Hauttextur versehen wurden, gähn.

    Auch die Überlebenden sind bei „Omega Man“ besser gezeichnet, sie haben eine Motivation, ein Leben bevor Heston sie aufgabelt; der Junge versucht mit der Sekte zu kommunizieren, was ihn das Leben kostet: großartiger Plot: die Jugend glaubt an Verständigung und geht dafür drauf. Im 2007er-Streifen gibt es nur diese Psycho-Tussi, die unmotiviert auftaucht, irgendeine Scheisse von Gott faselt und dann – Schnitt – im wundersamen Amish-Überlebensdorf landet, so ein Müll.

    Auch das Opfer am Ende: Heston versucht, seine Geliebte zu retten, hält sich sterbend noch eine Nacht über Wasser, in geradezu gekreuzigter Pose, um mit letzter Kraft das rettende Serum zu überreichen. Will Smith dagegen macht den Selbstmordattentäter, BUMM! (wenn sich die Idioten im Irak in die Luft sprengen können ist das ja wohl auch für die Abendunterhaltung gut genug!). Darüber rege ich mich am meisten auf, das ist wirklich unzumutbar.

    Von Charakter und Stil der Hauptfiguren ganz zu schweigen – Whisky, Schach und Woodstock vs. Rührei an der Wand (oh ja!), Reis mit Möhren und Shrek. Na, vielleicht soll man das als Fortschritt betrachten – realistisches Spiel – wenn einem sein Hundi von Zombis gefressen wird, tickt man halt aus und schmeisst Sachen rum – sehr realistisch, bitte kein falsches Übermenschentum im Kino, wir haben ja nicht mehr die Siebziger – Aber zum Teufel, WER will sowas SEHEN???

    Und dann diese analen „Verbesserungen“ wie diese: Heston geht schon in der ersten Viertelstunde beinahe drauf, weil er den Sonnenuntergang vertrödelt – Willi Smith programmiert täglich seinen Armbanduhr mit Vor- und Hauptwarnung nach der Sonnenuntergangstabelle, JAUL!

    Was „I am Legend“ bleibt ist das ausgefeiltere Szenenbild – daß die Stadt langsam zuwächst ist natürlich realistischer. Wobei „Omega Man“ mit dem kühlen 70er-Charme ästhetisch auch funktioniert.

    Kurz und knapp: „Omega Man“ hat (in den Grenzen eines Endzeit-Zombie-Films) GEIST und STIL – „I am Legend“ hat das nicht für 10 Cent, ist dafür aber schnell, shocking und quietschbunt, genau das richtige für die Aufmerksamkeitsspanne der Generation Polyphon-Klingelton.

    Wem’s nicht auffällt, dem haben halt die 2000er Jahre und ihr serieller Dauerschwachsinn schon gründlich das Gehirn verblitzdingst.

  6. Elmo

    also ich hab „I´m Legend“ im Kino gesehen und war recht enttäuscht . ich hab ihn jetzt noch aufm rechner und erst kürzlich wieder angeschaut und muss sagen wenn man weiß was was im späteren Verlauf des Films passiert und so die eindrücke am Anfang besser zuordnen kann, ist der Film garnicht so übel…..
    Und wer sagt das der Film doch nur geklaut sei der soll mir doch mal eine Film idee sagen die nicht schon irgendwie in der Form aufgetreten ist….und den Zuschauer auch nur im entferntesten anspricht

    mfg

    Elmo

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