Pontormo, Rosso Fiorentino, Berberaffe
London, 24. Januar 2008, 09:34 | von DiqueIch fahre übrigens gerade oder schon seit einiger Zeit auf Pontormo ab, der auch Lehrer von Bronzino war. Ich hatte den noch vor einiger Zeit nicht richtig oder mit leichter Missgunst wahrgenommen, aber finde ihn mittlerweile hervorragend.
Leider sind viele seiner wichtigsten Werke in Fresko nicht mehr erhalten, aus den letzten 20 Jahren seines Lebens gibt es lediglich ein paar Zeichnungen. Ich habe gerade Vasaris Pontormo-Biografie in der Wagenbach-Ausgabe weggebraten und gleich danach noch eine bildbandige Monografie.
Er war zusammen mit Rosso Fiorentino ein Schüler von Andrea del Sarto, man sieht ganz klar die del-Sarto-Einflüsse, besonders das Dunkle um die Augen, besonders bei Rosso, Pontormo wird dann bei seinen Figuren extrem schlank und fragil.
Vasari wirft ihm in seiner Biografie ständig vor, hier den deutschen Stil zu kopieren, weil er sich sehr von damals weit verbreiteten Dürer-Stichen beeinflussen ließ. Pontormo war jedenfalls ein ziemlicher Freak, sehr belesen in zeitgenössischer Philosophie und antiken Schriften.
Er soll in seinem Haus eine Art Turmzimmer gehabt haben, in dem er arbeitete und in das er sich zurückzog, man konnte dieses nur über eine Leiter erreichen, und diese zog er zumeist ein.
Vasari schreibt außerdem über Pontormos Heim, dass dieses »eher der Behausung eines Phantasten und Eigenbrötlers gleichkommt als einer wohldurchdachten Wohnstätte«. Und weiter: »Doch das, was den Menschen am meisten an ihm mißfiel, war, daß er nicht arbeiten wollte, wenn ihm Zeit und Auftraggeber nicht zusagten, und nur entsprechend seiner Laune.«
Die Rosso-Vasari-Wagenbach-Biografie las ich auch gleich noch. Von Rosso gibt es noch weniger Arbeiten als von Pontormo, er starb aber auch früher, vielmehr nahm er sich höchstwahrscheinlich selbst das Leben.
Rosso war wohl ein ziemlicher Exzentriker und hielt sich nach Vasari einen Berberaffen, und »da dieser eine wunderbare Auffassungsgabe besaß, ließ er ihn zahlreiche Hilfsdienste ausführen«. Er liefert eine recht lange Anekdote, wie einer von Rossos Schülern ihn wohl darauf trainiert hatte, im nachbarlichen Kloster Weintrauben zu stehlen.
Dabei wird der Affe vom Konventsvorsteher erwischt, und es kommt zu allerlei Trubel, und der Affe bricht mitsamt dem Weinstock, der sich um eine Pergola rankt, über dem Ordensbruder zusammen. Wegen der Beschwerde des Bruders wird nach Rosso geschickt, und man »verurteilte den Berberaffen zum Scherz dazu, ein Gewicht an seinem Hinterteil zu tragen, damit er nicht mehr auf Lauben springen konnte wie zuvor«.
Sehr witzige Geschichte, besonders, wenn sie in diesem zeremoniellen Vasari-Style erzählt wird. Rosso war einer der wichtigsten Maler der Schule von Fontainebleau, neben Primaticcio natürlich. Zu diesem gibt es aber leider noch nicht die Wagenbach-Version der Vasari-Abhandlung.
Da komme ich auch sofort mal zum nächsten Umblätterer-Betriebsausflug. Im Louvre waren wir schon ein Jahr nicht, damals ja auch eher auf Parmi-Salvatore-Rosa-Ingres-Trip, hier ein Erinnerungsfoto mit mir und Paco (v.l.n.r.) auf dem Weg dahin:
Doch im Louvre hängen natürlich auch einige Bilder von Pontormo zumindest, aber ebenso von Rosso. Pontormo würde natürlich für Florenz sprechen, denn Ponte war Hofmaler der Medici, und seine schönsten Bilder hängen dort in Kirchen und Palästen und natürlich den Uffizien.
Gut, es gibt den Joseph-Zyklus hier in der National Gallery mit dem 13-jährigen Bronzino auf der Treppe sitzend. Da gehe ich jetzt gleich noch mal in die NG und glotze mir das Zeug mit frischem Blick an.
Viele Grüße
Dique