Max Bill und der Dreirundtisch

Winterthur, 4. Februar 2008, 19:45 | von Marcuccio

Das also war Zürich für Umblätterer: Gratiszeitungen dienen der Völkerverständigung, und die Einschweizerung als solche fängt beim Schnütsgüfeli an …

Auf der Rückfahrt Zwischenstopp in Winterthur, Palma am Perron. Sie fasst mir ans Hemd und will tatsächlich erst mal minutiös alles über dieses ominöse Öl im Kunsthaus wissen.

Dann hinein in die Max-Bill-Metropole. Der Meister der konkreten Kunst wird von seiner Heimatstadt prompt auf zwei Museen verteilt.

Zuerst drängeln wir uns im zweiten Stock des Gewerbemuseums, »hinten links«, also auf jenen »winzigen 200 Quadratmetern«, die schon die NZZ-Besprechung gar nicht goutierte.

Zu alledem ist die Frau, die hier grad Führung macht, auch noch in anderen Umständen: Hochrote Wangen, eine gepresste Stimme und ein fast schon designmäßig runder Kugelbauch geleiten uns durch Billschen Brückenbau, zur Billschen Höhensonne und um den legendären Ulmer Hocker.

Und dann zum so genannten Dreirundtisch, die Hochschwangere: »Das ist auch wirklich eine Wortschöpfung von Max Bill.« Nach Schnütsgüfeli schon wieder so eine Swiss-made-Vokabel, die nur 3 Google-Treffer liefert, hehe.

Und dann ist die Führung fast zu Ende, nur der Designstudent mit der zerrissenen Jeans geht noch mit der obligatorischen Max-Bill-Abschlussfrage in die Verlängerung: »Aber, also, ich meine, so höchstpersönlich soll der Bill ja ziemlich anstrengend gewesen sein, oder …?« Wir gehen in die Winterthurer Wintersonne.

Im zweiten Teil der Ausstellung ist es dann entschieden geräumiger und insgesamt retrospektiviger. Der klare Max-Bill-Formalismus entfaltet seine Wirkung, vor allem die bunten Geometrie-Gags kommen richtig gut, ich spüre förmlich, wie mein Trauma nach dem Öltriefer einer angenehm aseptischen, konkreten Reinheit weicht.

Und außerdem hätte ich jetzt ganz bald auch wirklich Hunger: »Palma, how about Spaghetti Aglio e Olio?«

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