Lost: 4. Staffel, 1. Folge
London, 5. Februar 2008, 13:38 | von DiqueAchtung! Spoiler!
Episode Title: »The Beginning of the End«
Episode Number: 4.01 (#72)
First Aired: January 31, 2008 (Thursday)
Deutscher Titel: »Der Anfang vom Ende« (EA 15. 6. 2008)
— Umblätterers Episodenführer (Staffeln 4, 5 und 6)
San Andreas ist in der 3. Staffel ausgestiegen, ein Fehler, wie man im sablog nachlesen kann. Paco und ich sind dabei geblieben, und nach langen 8 Monaten heißt es jetzt endlich wieder »previously on Lost«.
Seit dem Ende der zweiten Staffel warten wir auf Neuigkeiten bezüglich des riesigen Statuenrests mit den vier Zehen, gesehen durch ein Fernrohr und dem Drehbuch bisher keinen direkten Kommentar wert.
Das ist selbstverständlich nur ein Beispiel für die vielen offenen Seitenarme des Plotkanalsystems. theTVaddict.com hat mal die anderen bisher unbeantworteten Fragen gesammelt. Sehr schön gleich Frage 1: »The Smoke Monster … what’s the deal?«
Nun soll es also noch dreimal 16 Folgen »Lost« geben, das ist zumindest der Plan, wegen des Streiks sehen wir davon in dieser Staffel vielleicht nur 8. Da heißt es Ruhe bewahren, und damit sind wir auch gleich bei der ersten neuen Folge: Am Ende der Episode haben sich die Fragen natürlich gemehrt, und die Handlung, wie im ersten Drittel jeder Staffel üblich, bewegt sich im Schneckentempo.
Trotzdem werden die Gleise gelegt für eine Staffel voller Dynamik, denn die Losties teilen sich am Ende in 2 Gruppen. Eine wird von Jack geführt, der auf das nahende vermeintliche Rettungsteam zugehen will. Die andere von Locke, der nicht an die Rettung glaubt und sich Richtung Barracks entfernt.
In der letzten Folge von Staffel 3 wurde bereits klar, dass »Lost« offenbar als narratives Diptychon angelegt wurde. Die ersten Flashforwards (statt Flashbacks) waren zu sehen. Ein Stilbruch, der in der vierten Staffel offenbar zum stilistischen Standardmittel wird.
Jeder neue Informationshappen, der uns in der (vom Inselplot aus gesehenen) Zukunft erwartet, hat freilich gleich hydraartig neue Verrätselungen zur Folge. Wenn zum Beispiel Hurley sich bei Jack dafür entschuldigt, dass er sich damals Locke angeschlossen hat: »I’m sorry I went with Locke, I should have stayed with you.« – Hä? Ach so. Hä?
Die Gruppenteilung ist auf jeden Fall eine Art Wettstreit von Weltbildern und Glaubensbekenntnissen, verkörpert in Jack und Locke. Die entscheidenden Sätze stammen bereits aus Staffel 2, Folge 3:
Locke: »Why do you find it so hard to believe?«
Jack: »Why do you find it so easy?«
Jack will nicht glauben, sondern wissen. Locke will glauben und hat auch Grund dazu, nachdem er nach der Bruchlandung des Oceanic Flight 815 auf der Insel aus dem Rollstuhl aufstehen konnte. Sein Glaube hat bisher auch gravierende Fehlentscheidungen, die ihm entsprungen sind, überlebt: So wurde Locke mehrfach von seinem leiblichen Vater verarscht bis hin zum Mordversuch und hat am Ende der zweiten Staffel voller Überzeugung die Eingabe der Zahlenkombination verhindert, woraufhin der Hatch explodierte.
Wie der Jack/Locke-Wettstreit ausgeht ist auch deshalb spannend, weil beide Seiten irgendwie Sympathieträger sind und weil ja offenbar von beiden Seiten Leute den Sprung von der Insel schaffen.
Nebenbei, die Drehbuchschreiber lieben ja ihr auf einfachen Prinzipien beruhendes Erzählfundament, und dazu gehören auch die Namen der Protagonisten. Mit Sawyer, Rousseau, Bakunin und (John) Locke surft man durch die Literatur- und Philosophiegeschichte und sorgt für einen semantischen Überhang, über den man sich auf jeden Fall lustig machen muss, vor allem wenn es dann auch noch sprechende Namen wie den von Jack (Shephard) gibt, der sicher seiner Herde stets ein guter Hirte ist. Auf Namen und Etymologien werden wir sicher noch zurückkommen, jetzt aber …
… wieder zurück zur ersten Folge, die sehr viel Hurley bietet und damit viele Szenen im Irrenhaus. Dabei wieder eine der ungelösten Fragen, die auf der Fragenliste des TVaddict übrigens fehlte: Was machte eigentlich Libby, Hurleys bald dahingeraffte Inselliebe, in Staffel 2, Folge 18 in seiner alten Anstalt?
Libby, die Figur, wird in der vierten Staffel natürlich nicht wieder zum Leben erweckt, doch zumindest die Schauspielerin hat es ans Set geschafft, um immerhin einige Flashbacks abzudrehen, die vielleicht eine Erklärung statt neuer Fragen liefern.
Jetzt aber wieder Hurley: »I’m one of the Oceanic Six«, schreit er am Anfang der Folge. Neben Jack und Kate (und drei bisher unbekannten Anderen) hat er es runter von der Insel geschafft und ist im Kampf mit seiner Schizophrenie gelandet. Jack besucht ihn und könnte in diesem Moment ein Haltepunkt sein, doch das Treffen verläuft unbefriedigend.
»What are you really doing here, Jack?«, fragt Hurley. »You’re checking to see if I went nuts. If I was gonna tell.« Ähm, tell what? Genau, Stoff für viele Folgen. Jedenfalls will Hurley aus irgendeinem Grund zurück auf die Insel, und noch winkt Jack ab.
Bald wird er aber in seinen eigenen Abgrund stürzen, einen Vorgeschmack darauf bekamen wir im Flashforward der letzen Folge der dritten Staffel: einen bärtigen, verzweifelten, gebrochenen Jack, der nun auch auf die Insel zurück will und verzweifelt zu Kate sagt: »I’m sick of lying. We’ve made a mistake. We have to go back!«
Übrigens, zu Beginn der aktuellen Folge trägt Hurley eine Jeansjacke und darunter ein schwarzes T-Shirt und dazu eine schwarze Schlabberhose. Das Outfit ähnelt farblich dem Anzug von Jack am Ende der Episode, als dieser Hurley im Irrenhaus besucht. Das kann kein Zufall sein, und ich glaube, dass die linken Jackentaschennähte bei beiden genau 23 Stiche haben und dass deren Achsen jederzeit eine Linie zwischen der Cheops-Pyramide und Stonehenge bilden, hehe.
Am 24. Mai 2008 um 12:28 Uhr
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