Die Feuilleton-Hits zu Jahresbeginn (Teil 1):
Renate Meinhof über Jauch-Fans in Tel Aviv
Leipzig, 29. Februar 2008, 07:09 | von Paco
Januar und Februar waren gute Feuilleton-Monate, ganz anders als im letzten Jahr. Wir stellen hier die 6 interessantesten, schönsten, bestgeschriebenen, relevantesten, lesenswertesten Feuilleton-Artikel des Jahresbeginns vor, die auch sozusagen automatisch für die Best of Feuilleton 2008 nominiert sind. Hier ist Teil 1:
Renate Meinhof: »Eine Sendung Sehnsucht« (SZ, 4. 1. 2008)
Die Autorin unseres Feuilleton-Lieblingsartikels 2007 hat nachgelegt: Wieder eine fantastische »Seite Drei«-Reportage in der S-Zeitung, diesmal über einige Rentnerinnen in Tel Aviv, die nach 60 bzw. 70 Jahren zurückliegender Emigration Kontakt zu Deutschland und ihrer Muttersprache Deutsch halten – durch Einschalten der Günther-Jauch-Rateshow »Wer wird Millionär?«
Meinhof schildert die vormittäglichen Kaffeekränzchen, die die herrlichen alten Damen im Jeckes-Treffpunkt »Café Mersand« abhalten, um die letzte Folge ihrer Lieblingssendung zu besprechen. Mit dem Besuch des tatsächlichen Jauch hat die Geschichte auch einen unerwarteten Höhepunkt.
Das Bemerkenswerte ist: Unter der Hand erzählt die Autorin die Überlebensgeschichten ihrer Protagonistinnen. Und wie sie diese beiden Welten verbindet, den Holocaust und die RTL-Rateshow, wie sie immer wieder hin und her schaltet, das ist gewagt, aber gut gelungen. Ähnlich wie der alte Wagnerianer wollen einem die Günther-Jauch-Damen nicht mehr aus dem Kopf.
Übrigens, dass Renate Meinhof da ein überbordend interessantes Thema gefunden hat, bestätigt die Berliner Zeitung, die vor ca. zwei Wochen einen ähnlichen Artikel veröffentlicht hat. Der Autorin Charlotte Misselwitz geht es darin vor allem um die Nachfahren der Jeckes, die sich zu späterer Stunde im »Mersand« herumtreiben. Aber am Ende kommt auch sie nicht darum herum, die Jauch-affinen alten Damen zu erwähnen.
Am 1. März 2008 um 03:05 Uhr
Wurde fürs Sonntagsfrühstück a.k.a. noch-kein-Gutscheinheft-für-die-FAS del.icio.us.iert.
Bei se wei: Demnächst werden wohl auch Bildergalerien zu feuilletonistischen Gegenständen (Panorama ist das Ressort der Meinhofschen Meisterleistung …)
Am 1. März 2008 um 09:19 Uhr
Neinnein, das war wie oben erwähnt eine Reportage auf »Seite Drei«, dass das im Netz dann dem Panorama zugeschlagen wird, mei. Irgendwohin muss es ja, und eine Seite 3 gibt es ja online nicht so richtig.