Die Feuilleton-Hits zu Jahresbeginn (Teil 5):
Andrian Kreye über schießende Amerikaner

Leipzig, 6. März 2008, 08:50 | von Paco

Januar und Februar waren gute Feuilleton-Monate, ganz anders als im letzten Jahr. Wir stellen hier die 6 interessantesten, schönsten, bestgeschriebenen, relevantesten, lesenswertesten Feuilleton-Artikel des Jahresbeginns vor, die auch sozusagen automatisch für die Best of Feuilleton 2008 nominiert sind. Hier ist Teil 5:

Andrian Kreye: »Freiheit, die sie meinen« (SZ, 19./20. 1. 2008)

Dieser Artikel über US-Amerikaner und ihre Feuerwaffen stand im »Wochenende«-Teil der S-Zeitung und kam zur Abwechslung mal angenehm unhysterisch daher. Der Teasertext geht so:

»Warum wir das Verhältnis der Amerikaner zu Feuerwaffen nicht verstehen, das aber gerade in einem Wahljahr tun sollten.«

Kreye war dann auch wirklich mal in einem Schießverein und hat sich, auch als »humanistisch gebildeter Europäer«, von einem NRA-Mann einweisen lassen und auf die »Primary Targets« eines Pappkameraden gezielt. Sehr passend ist sein Exkurs über Raptexte, die von bestimmten Waffen handeln. Unvergessen natürlich »It’s been a good day« von Ice Cube:

Today I didn’t even have to use my AK
I got to say it was a good day

Gemeint ist natürlich die AK-47 (die ja übrigens auch u. a. in der Flagge Mosambiks Verwendung findet). Kreye bleibt übrigens dabei: »Natürlich gibt es keinen vernünftigen Grund, als Privatperson eine dieser Waffen zu besitzen.« Er vergisst auch nicht, die Opferzahlen von Gewaltverbrechen mit Feuerwaffen zu nennen, nachdem er die US-Waffennarretei aus dem 2. Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung von 1791 hergeleitet hat.

Letzte Passage: »Und wir Europäer? Wir müssen diesen Freiheitsbegriff nicht gut finden. Wir müssen ihn nur verstehen.« Kreye zeigt hier mal die andere Seite einer eingefahrenen Berichterstattung, ähnlich wie damals Jochen Bittner mit seinem »Zeit«-Artikel über deutsche George-W.-Bush-Fans (17. 2. 2005). Sowas kann man von einem wagemutigen Feuilleton ruhig ab und zu erwarten.

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