Darf man das lesen? (Teil 10: »Jungle World«)

Leipzig, 18. März 2008, 12:37 | von Paco

Ja. Und das kann man ruhig mal mit Vorsatz machen (2,90 Euro), nicht nur zufällig per Google-Suchtermen oder Buchmesse-Freiexemplaren. Aber bitte wirklich nur das Feuilleton, das seit kurzem übrigens wieder »Dschungel« heißt, und das ist doch mal eine treffliche Metapher.

Im letzten Jahr hat die Wochenzeitung ihr zehnjähriges Jubiläum gefeiert, und Ivo Bozic hatte damals mal schön aufgeschrieben, wie es dazu kam, dass es plötzlich die Jungle World gab. (Nach einem redaktionsinternen Streit beim alten FDJ-Tageblatt »junge Welt« wurde sie ursprünglich als Streikzeitung gegründet.) Zusammen mit der Tatsache, dass die Independentzeitung mehr als 30 Herausgeber hat, ist das doch der abgefahrenste Gründungsmythos seit dem One-Man-Relaunch der »Fackel« im Jahre 1912.

Immer empfehlenswert waren die Literaturkritiken von Jörg Sundermeier (exemplarisch sein Aufsatz über die Veränderungen auf dem Buchmarkt) sowie die populär-germanistischen Artikel von Jan Süselbeck.

Immer wieder gab es auch überraschende outgesourcte Texte, z. B. den von Dietmar Dath über die popkulturellen Implikationen des Analverkehrs oder das vorabgedruckte Grünbein-Kapitel aus Steffen Jacobs’ »Lyrik-TÜV«. Legendär ist auch die Tagebuch-Fortsetzungsreihe von Detlef Kuhlbrodt in 1, 2, 3, 4, 5 Teilen (Februar/März 2002), da kann man immer mal wieder reinlesen.

Eine Augenweide, aber das nur nebenbei, ist auch das cleane Design der Homepage jungle-world.com mit der schönsten Druckansicht aller Onlineauftritte deutschsprachiger Zeitungen.

Usw.

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