Lost: 4. Staffel, 12. Folge

auf Reisen, 19. Mai 2008, 20:20 | von Paco

Achtung! Spoiler!
Episode Title: »There’s No Place Like Home (Part 1)«
Episode Number: 4.12 (#83)
First Aired: May 15, 2008 (Thursday)
Deutscher Titel: »Die Rückkehr, Teil 1« (EA 31. 8. 2008)
Umblätterers Episodenführer (Staffeln 4, 5 und 6)

Ausgehend von der Szene mit dem verzweifelten, bärtigen Jack am Ende der 3. Staffel haben wir uns in den Flashforwards der 4. Staffel mehr oder weniger folgenweise rückwärts auf dem Zeitstrahl bewegt. Die Spanne zwischen Inselzeit und Flashforwardzeit hat sich dadurch in den bisherigen 12 Folgen signifikant verringert.

Die aktuelle Episode zeigt uns nun die Ankunft der geretteten Oceanic Six auf einem hawaiianischen Militärflughafen. In dieser nachträglichen Kernszene des signifikanten Drehbuch-Twists sehen wir Jack, Kate (mit Aaron), Sayid, Sun und Hurley verschwörerisch an Bord der Militärmaschine sitzen. Bei der anschließenden Pressekonferenz geben sie abgesprochene Dinge von sich. Nur weiß man noch nicht, wer was warum abgesprochen hat.

Als Absturzort des 815er Fluges wird die Ozeangegend südöstlich von Java angegeben. Die angeblich 108 Tage, die von den Oceanic Six gebraucht wurden, um die Zivilisation in Form der bewohnten Insel Sumba zu erreichen, eignen sich wieder schön für Zahlenmystik. Die Summe der »Lost«-Zahlen 4 8 15 16 23 42, die sich wie ein Refrain durch die Serie ziehen, ergibt natürlich genau wieder 108. (Das Zeitintervall im Hatch, nach dessen Ablauf die Zahlen immer wieder in den Computer gehackt werden mussten, war auch genau 108 Minuten lang. Usw.)

Lustig hierbei ist, dass die 108 Tage der Verschollenheit als Eckdaten für die Presse ausgedacht worden sind und nicht wirklich stattgefunden haben – die Drehbuchschreiber demonstrieren damit einmal mehr, wie gern sie auf derlei zahlenmystischen Zinnober zurückgreifen. Könnte ein weiterer Wink mit dem Zaunpfahl sein, dass man die Mystery nicht zu ernst nehmen soll, super.

Ein interessanter emotionaler Kristallisationspunkt ist die anschließende Wiedervereinigung der Oceanic Six mit ihren Familien, oder eben auch das dezidierte Nicht-Wiedersehen: Niemand wartet auf Kate (und Aaron). Und Sayids Familienlosigkeit wird von Hurley aufgefangen, der ihn enthusiastisch mit zu seinen Eltern schleppt. Wobei der irakische Ex-Gardist später von seiner Sandkastenliebe Nadia rekontaktiert wird.

Als weitere Flashforward-Elemente gibt es noch ein paar Ereignisse, die zeitlich kurz nach der Pressekonferenz liegen dürften. Zunächst ist Sun dran: Nachdem Locke seine Vaterprobleme schon gelöst hat, indem er seinen alten Herrn von Sawyer hat lynchen lassen, ist es nun an Sun, ihrem Erzeuger eins reinzuwürgen. Mit der finanziellen Entschädigung der Airline kauft sie Anteile an der Firma ihres Vaters und treibt den Patriarchen damit zur Weißglut.

Hurley kriegt im Haus seiner Eltern eine Überraschungs-Geburtstagsparty geliefert, auf der sich auch die anderen Oceanics einfinden (außer Jack, der sich laut Kate verspätet hat). Das Hauptgeschenk ist Hurleys instand gesetzter Chevrolet Camaro, der ihm von seinem Vater stolz präsentiert wird. Die beiden Kilometerstände des Tachometers enthalten jedoch genau wieder die »Lost«-Numbers, mit denen Hurley vor dem Crash den unglückseligen Lottogewinn eingeheimst hat. Hurley rastet aus, wuchtet sich aus dem Fahrzeug heraus und sucht das Weite.

Dann sehen wir Jack die Grabrede auf seinen Vater halten (dessen Leiche aber nicht anwesend ist – das Motiv des materialisierten Christian Shephard wurde in der letzten Folge behandelt). Danach wird er von einer Mittvierzigerin angesprochen (Typ MILF, hehe) – und endlich wird offiziell die biografisch-biologische Schnittmenge zwischen Jack & Claire bekannt: Die Mami mit britischem Akzent ist Claires Mutter und erzählt Jack, dass Claire qua Christian Shephard seine Halbschwester war (ist).

Meanwhile, auf der Insel

Der zum Überflug gezwungene Chopperpilot (Frank) hat heimlich einen dieser GPS-Kommunikatoren am Strand abgeworfen. Faraday schaltet das Ding auf »Monitor Only«, und die Strandleute hören, wie Keamy in der Nähe der Orchid-Station landen lässt. Jack & Kate beschließen, dem Choppersignal zu folgen. Faraday meint verstohlen zu Charlotte: »We have to get off this island! Right now!« Er bringt die erste Ladung Losties auf den Frachter und will sich offenbar auch um den Rest kümmern. Überhaupt Faraday: Er trägt immer noch dieses ausgebeulte, verschwitzte Hemd und hat auch die Krawatte noch nicht abgelegt, herrlich.

Auf dem Frachter kommt es zu einer giftigen Szene zwischen den Koreanern und dem Verräter Michael (sein Leitthema wieder: er will Buße tun). Die Begegnung wird von der Entdeckung unterbrochen, dass sich in einer Kammer im Schiffsrumpf massenweise Sprengstoff befindet – sicher genug, um damit die Insel zu pulverisieren. Mal sehen.

Im Dschungel begegnen Kate & Jack dem versprengten Sawyer. Der erklärt kurz die Neuigkeit, dass Claire verschwunden ist, und reicht den kleinen Aaron an Kate weiter, die ihn zum Strand zurückbringt. Jack & Sawyer dringen mit geladenen Pistolen weiter in den Dschungel.

Inzwischen ist Sayid mit dem Beiboot des Frachters am Strand eingetroffen und will sich mit Kate an die Fersen von Jack & Sawyer heften. Leider werden die beiden Verfolger unterwegs von Richard und ein paar Others gestellt (endlich zeigen die mal wieder Präsenz) und irgendwohin abgeführt.

Das herrlich anzusehende Trio Hurley – Ben – Locke macht sich auch auf den Weg zur Orchid, weil sie dort zur Ausführung ihres Auftrags schreiten müssen, der ihnen in der letzten Folge in Jacobs Hütte erteilt worden ist. Als Recap gibt es diesen lustigen Dialogfetzen:

Ben: We’re going to move the island.
Hurley: Right. And how are we gonna do that?
Ben: Very carefully.

Eine sehr schön ausweichende Antwort, Ben ist mal wieder in seinem Element als heimlicher Witzbold. Es folgt seinerseits gleich noch ein super Kommentar: Er enthüllt gegenüber Locke ein paar Widmore betreffende Dinge (dass dieser auch um die Bedeutung der Orchid weiß, dass er Ben schnappen und die anderen Losties killen will), worauf Locke meint, dass Ben doch behauptet habe, dass er da nicht Bescheid wisse. Darauf Ben: »I wasn’t entirely truthful.« Auch hier wieder dieser entertainende Ben-Style, mit dem wir schon so viel Spaß hatten.

Keamy & sein Killertrupp haben die Orchid übrigens schon erreicht und gesichert. Ben weist Locke an, sich in die Station hinabzubegeben, während er selbst die Frachter-Soldateska ablenken will. Locke fragt, wie er das zu tun beabsichtige, worauf ihm Ben schulmeisterlich antwortet: »How many times do I have to tell you, John? I always have a plan.«

Ben wirkt immer mehr wie eine janusköpfige Variante des Col. Hannibal Smith vom »A-Team«. Sobald die Insel gerettet ist, werden wir ihn sicher eine Zigarre zücken sehen und sagen hören: »Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.«

Eine Reaktion zu “Lost: 4. Staffel, 12. Folge”

  1. rolf

    „(Typ MILF, hehe)“
    herrlich!

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