Vor dem Spiel:
Sehr sehr, ganz ganz, absolut
Konstanz, 25. Juni 2008, 18:44 | von Marcuccio
Überraschungsmomente in der Regionalzeitung, heute: Fußballersprache. Aber keine Sorge, keine weiteren Kalauer vom Schlage »Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien« oder »Die Medien haben das alles hochsterilisiert«. Nein, an Ralf Mittmanns »Anpfiff« im heutigen »Südkurier«-Sportteil ist überhaupt nichts regionalzeitungssteril.
»Auch für Medienvertreter sind Pausentage schwierige.« Endlich mal ein Sportreporter, der überhaupt noch ausspricht, dass nun nicht jeder Trainingslagergrashalm das ultimative Rasenereignis vor dem Spiel ist. Und der sich, weil trotzdem täglich neue Pressekonferenzen von und mit der deutschen Elf anstehen, auch mal auf neue Standardsituationen verlegt, etwa das Zusammenrücken der »Sprache vom Bundestrainer bis zum 23. Spieler«:
»Da ist alles ›sehr, sehr‹ oder ›ganz, ganz‹, und muss ein Wort ausreichen, Aussagen zu unterstreichen, dann gibt es nur eines: ›absolut‹. Tag für Tag, ›sehr, sehr‹, ›ganz, ganz‹ und ›absolut‹. So passen wir uns also an und teilen mit: Die sehr, sehr lange Zeit des Wartens hat heute ein Ende. Auch wenn es ein ganz, ganz schwerer Gang gegen die Türken wird, ist es absolut gut, dass gespielt wird. Sehr sehr überzeugt sind wir von einem deutschen Sieg, ganz ganz sicher sind wir aber absolut nicht.«
Das ist doch mal fein aufgegriffen. Und man malt sich schon jetzt zukünftige Strafarbeiten für Medienlinguisten oder Sportpublizistik-Studenten aus: Ermitteln Sie aus den Mannschaftsleistungen auf dem Platz und dem Sprachgebrauch der Spieler bei Pressegesprächen den Teamgeist-Koeffizienten aller DFB-Pflichtspiele seit der Ära Klinsmann. Oder so.
Am 14. April 2009 um 10:45 Uhr
Der Artikel ist „mal echt sehr sehr gut“ ;-)
Weiter so.