Feuilleton und Pornografie (Teil 1):
Alexander Osang über Pornywood
London, 28. Juni 2008, 16:06 | von Paco
Hier werden ab heute (und danach in hoffentlich nicht allzu loser Folge) ein paar Standardartikel zum Thema vorgestellt, die man unbedingt gelesen haben muss. Damit es nicht zu lustig wird, starte ich mit diesem Text:
Alexander Osang: Männer sind knapp im Moment.
In: »Der Spiegel« 21 (17. 5. 2004), S. 142-146.
Osangs Reportage ist natürlich kein Loblied auf die US-amerikanische Pornoindustrie mit deren Hauptschauplatz San Fernando Valley, genannt Pornywood. Vom Tonfall bis zur Pointe zeichnet er ein eher dunkles Sittengemälde der Milliardenbranche.
Zwar werden genaue Berufsbilder vom Modelagenten über den Regisseur/Kameramann und den Produzenten bis zu den Darstellern gezeichnet. Als beruflicher Appetizer der FAZ-Beilage »Beruf & Chance« ließe sich der Text aber dennoch nicht verbraten. Das liegt vor allem am Aufhänger: dem HIV-Skandal, der Pornywood vor 4 Jahren erschütterte.
Während der empfohlenen 60-Tage-Quarantäne herrschte eine Knappheit an männlichen Darstellern, viel Zeit zur Besinnung schien aber nicht zu bleiben: »Die Frauen gehen gelangweilt ihrer Arbeit nach. Die Frauen hier wollen Männer. Für eine ›Girl-Girl‹-Szene gibt es 400 Dollar, für eine ›Boy-Girl‹-Szene doppelt so viel.«
Es waren solche Details, die auch noch Wochen nach dem Erscheinen des Textes Mitte Mai 2004 immer mal wieder Thema an irgendwelchen Nebentischen waren. Diese Nachhaltigkeit ist vor allem auch auf die literarische Grundhaltung des Autors zurückzuführen: Schon aufgrund des Aufhängers war es Osang nicht möglich, seinen Bericht mit einem ironischen Unterton zu versehen, wie es Feuilletontexte über die Pornoszene sonst gern tun (Beispiele folgen).
Am 29. Juni 2008 um 11:31 Uhr
Interessanter Text, vielen Dank.
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