Feuilleton und Pornografie (Teil 5):
Aaralyn Barra über den »Da Vinci Code«
München, 16. Juli 2008, 11:45 | von Paco
Auch ein schönes Genre: das Pornstar-Interview. Einer der bekanntesten Textesammler in dieser Hinsicht war Luke Ford. Der ehemalige »Matt Drudge of Porn« hat sich inzwischen zurückgezogen und seine Website verkauft (deren URL übrigens auch schon mal in der FAS verbreitet wird, hehe).
Seine Interviews kann man dort trotzdem noch nachlesen, unter anderem das mit Aaralyn Barra. Es ist ein absolutes Ausnahmegespräch, denn aus dem üblichen Fragenquiz wird auf einmal ein exegetischer Schlagabtausch über Dan Browns Roman »The Da Vinci Code« (2003):
Luke Ford: Interview mit Aaralyn Barra.
In: lukeisback.com, 4. 2. 2006.
Es handelt sich zwar schon noch um ein Pornstar-Gespräch mit den üblichen Fragen:
Luke: »What type of men are you attracted to?«
Aaralyn: »Black men and Germans.«
Aber schon von Anfang an sagt die Porno-Actrice einige super Sätze, die auf jeden Fall eine Komplettlektüre lohnen. Und dann fragt der Interviewer nach Freizeitaktivitäten. Aaralyn liest viel, zuletzt das hier: »I just got done with The Da Vinci Code. I’m no longer a Christian because of it. Have you read it?«
Das ist der Beginn eines nachgerade literaturwissenschaftlichen Streitgesprächs der Extraklasse. Es geht selbstverständlich um das Verhältnis von Realität und Fiktion.
Luke: »The DaVinci Code is a novel. (…) It’s not based on facts. How can it affect your view of anything? It’s a made-up story.«
Aaralyn: »So’s the Bible.«
In-Your-Face! Das sitzt erst mal. Luke versucht weiter abzuwiegeln, er müsste ja eigentlich die besseren Karten haben. Aaralyn erwähnt »the painting«, also Da Vincis »Abendmahl« mit dem weiblich aussehenden Johannes. Luke beharrt darauf, dass Dan Brown einen Roman geschrieben hat, eine erfundene Geschichte.
Aber Aaralyn hat alles nachgegoogelt und »things that I found convincing« gefunden. Und dann fasst sie das Buch doch auch recht schön zusammen: »Christianity is somebody’s idea. His main point in the book is who decided what was true and what was not true. Who put these things down in writing.«
Brown-Fan blieb sie allerdings nicht lange: »I’m reading Angels and Demons now. I’m not impressed. I stopped reading it after two chapters.«
Am 26. Juli 2008 um 18:32 Uhr
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