Die Gedenktafel
München, 23. Juli 2008, 18:02 | von PacoIm Englischen Garten. Wir unterhielten uns mit Nicholas Reinke, sicher einer der besten Jungschauspieler around, es ging zunächst um Werner von Haeften, Stauffenbergs Adjutant, den er in der TV-Fiction »Stauffenberg – Die wahre Geschichte« spielt. Das Thema hielt nicht lange, wir konnten gerade noch so das legendäre Boeselager-Interview streifen, das Frank Schirrmacher neulich unmittelbar vor Boeselagers Tod mit diesem geführt hatte.
Jedenfalls winkte uns dann Marcuccio heran. Die Runde war längst etwas unübersichtlich geworden, und er stand da etwas abseits und unterhielt sich mit einem jungen Bildhauer, der vor sich einige Steintafeln ausgebreitet hatte.
Eigenen Angaben zufolge studierte er an der ABK Stuttgart und interessierte sich eben besonders für Petrologie, arbeitete auch vorwiegend mit verschiedenen Gesteinen und erzählte uns vor allem von seiner so genannten »Gedenktafel«-Serie.
Ich war gleich sehr angetan, als mir ein etwa 30×20 Zentimeter großes Steinschild ins Auge fiel, auf dem eingemeißelt war:
BESUCHTE DER SCHRIFTSTELLER
HELMUT KRAUSSER
DIESE MÜLLER-FILIALE
Ich fragte den Künstler sofort, was das sollte, und er meinte, dass Krausser so ein Münchner Autor sei, den er gerne lese, der auch sehr bekannt sei, und in einem seiner Tagebücher habe er eine Stelle gefunden, die eben auf einen Besuch des Schriftstellers in einem Müller-Drogeriemarkt hinwies.
Der junge Bildhauer sammelte nämlich irgendwie lauter solche auf den ersten Blick banale Anekdoten berühmter Leute und meißelte sie dann in Stein.
Seine Geschichte stimmte auch noch, via Google Books fand ich sofort die Stelle, in der Krausser kurz von seinem Besuch bei Müller berichtete, und zwar im »Tagebuch des Februar 2002«, auf S. 67 der Erstausgabe (belleville Verlag 2002):
»In die Stadt. Bei Müller im Tal schmeißen sie Klassik-CDs zum Spottpreis raus. Das Wetter macht mich trübsinnig. (…)«
Wir gingen dann später noch a. a. O. vorbei (Adresse: Tal 23-25), wo ich dieses Foto schoss:
Im Eingangsbereich wäre auch wirklich noch irgendwo genügend Platz für die schöne ungewöhnliche Gedenktafel. Der aufstrebende Künstler will sein Werk jedenfalls der Filialleitung zuschicken mit der Bitte um Anbringung.
Am 25. Juli 2008 um 09:01 Uhr
Wer hat’s erkannt, das Wappentier?