Feuilleton und Pornografie (Teil 6):
Jens Friebe über Porn-Surfing

Leipzig, 24. Juli 2008, 18:06 | von Paco

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Motto: »You were born a human being (…) that gets to download porn off the internet, so really, you have everything to live for!«
(Anton Yelchin als »Charlie Bartlett«, 2007)
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Jens Friebe ist der Paul Celan der deutschen Popmusik, deshalb ist bei jeder Deutung Vorsicht geboten. Der Song »Gespenster«, der Opener des Debütalbums »Vorher Nachher Bilder« (2004), lässt sich allerdings nicht wirklich missverstehen. Er beschreibt sehr realistisch den Alltag eines Porn-Surfers:

Hochfahrn und dann auf ›Verbinden‹
›Welcome‹ – Willkommen an Bord
Die Maschine wird es finden
Ein dreckiges Wort

Ok, Windows/Linux/Mac OS ist fertig geladen, der Browser läuft, die Suchmaschine ist bereit:

Denk dir irgendeine Farbe
Wünsch dir irgendeine Zahl
›19-year-old redhead‹
Das ist deine Wahl

Ok, verstanden, der Suchterm ist eingegeben, man landet auf der Porn-Seite und …

(Refrain:)
Und du verliebst dich in Gespenster (4x)

Der absolute Clou des Songs! Die Bezeichnung der digitalen Nackte-Haut-Träger als ›Gespenster‹! Ein schönes Bild, das sofort einleuchtet.

Diese superbe lyrische Sublimierung des Themas hat noch weitere Strophen, die unter anderem vom »Back«-Button des Browsers handeln. Der komplette Text ist auf der Friebe-Homepage zu finden (eine Hörprobe auch).

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