Die 30 besten US-Serien 2007/08, Platz 27:
Journeyman (1. und letzte Staffel, NBC)
Barcelona, 30. Juli 2008, 13:55 | von Paco
(Übersicht: Alle 30 besprochenen Serien. – Vorwort: Besuch im Serienland.)
»Journeyman« ist irgendwo zwischen Romanze und Fantastik angesiedelt. Die Grundidee der Serie erscheint anfangs etwas hanebüchen, entwickelt aber eine schöne narrative Dichothomie: Der Journalist Dan Vasser (der herrliche Kevin McKidd, der den Lucius Vorenus in »Rome« spielte) ist Zeitreisender. Es ist aber keine beneidenswerte Fähigkeit, sondern ein echter Fluch, denn er wird ohne sein Zutun plötzlich weggebeamt, und auch das Zieljahr kann er nicht bestimmen. Immerhin liegt es stets innerhalb seiner Lebensspanne, er muss sich also nicht etwa mit Neandertalern um ein essbares Stück Baumrinde balgen.
So schwingt jede Folge auf dem Zeitstrahl zwischen Vergangenheit und 2007er Gegenwart hin und her. Im Vergangenheitsstrang muss Dan immer irgendwelche Personen vor tödlichen Zwischenfällen retten, eine schöne Schutzengel-Allegorie!
Interferenzen sorgen für Spannungselemente, etwa wenn Dan in Folge 7 seinem früheren Ich begegnet und mit ihm kämpft (»Do I know you?«). Oder wenn in Folge 12 ein Schmetterlingseffekt in Szene gesetzt wird: Im Jahr 1984 nimmt sich jemand seiner Digitalkamera an, bei Dans Rückkehr in die Gegenwart ist dann alles irgendwie futuristischer, und er hat eine Tochter statt einem Sohn (Ray Bradburys »A Sound of Thunder« lässt grüßen!).
Dass es Probleme gibt, wenn man als arbeitender Mensch mit Frau, Kind, Freunden und Bekannten an einem Zeitreisesyndrom leidet und plötzlich einfach mal weg ist, dürfte klar sein. Das komische Element dabei wird von der Serie allerdings nie ausgelotet, mit wenigen Ausnahmen: Bei einem Zeitsprung ins Jahr 1980 wird Dans iPhone gefunden, und die Leute kucken nicht schlecht (Folge 10). Ansonsten ist in dieser ersten und letzten Staffel der Serie immer alles irgendwie zu schwerwiegend.
Verbindendes Element zwischen damals und heute ist Dans Ex-Verlobte Livia, die auch eine Freundin seiner jetzigen Frau Katie war und irgendwann tödlich verunglückte. Ihr begegnet er nun ab und zu in der Vergangenheit, denn auch sie scheint wild umherzureisen. Hier wird der Themenkomplex Eifersucht/Treue mal mit dem Thema Zeitreisen gemixt, was allerdings nicht sehr ergiebig ist. Das liegt zuallererst daran, dass sämtliche Handlungsstränge, die mit Dans aseptischer Ehefrau zu tun haben, kolossal langweilen. Dabei war sie mal mit Dans Bruder Jack zusammen, was insgesamt ein eigentlich interessantes Beziehungsviereck erzeugt, dessen Spannungspotenzial aber zu keinem Zeitpunkt ausgenutzt wird.
Der Rest der Serie krankt dann vor allem am SciFi-Unterbau: Dan wurde angeblich in einem speziellen mystischen Moment der Weltgeschichte geboren, genau wie die 1923 geborene Livia, und deswegen seien die beiden jetzt Samariter mit Zeitreiseticket. Okay. Jedenfalls hat NBC kurz vor Weihnachten noch die letzten 3 Folgen rausgeschossen, eine neue Staffel wurde nicht bestellt.
Am 30. Juli 2008 um 15:29 Uhr
erinnert mich ein wenig an „quantum leap“ – hieß im deutschen „zurück in die vergangenheit“
und was die digitalkamera angeht: bei star trek voyager gabs mal ne folge, die auf ähnlich weise erklärt, warum es zu dem microelektronik-boom auf der erde kam, wie wir ihn aus den 80 und 90er jahren kennen
Am 4. August 2008 um 21:54 Uhr
Mir hat die Serie wirklich gut gefallen. Hätte gern noch eine 2. Staffel davon gesehen. :-(
Am 4. August 2008 um 22:42 Uhr
@sholto: ja, das potenzial war auf jeden fall da, schade.