Die 30 besten US-Serien 2007/08, Platz 18:
Everybody Hates Chris (3. Staffel, The CW)
Barcelona, 4. August 2008, 07:06 | von Paco
(Übersicht: Alle 30 besprochenen Serien. – Vorwort: Besuch im Serienland.)
Anhand von »Everybody Hates Chris« lässt sich sehr schön ein altes Comedyseriengesetz beobachten: Am Ende jeder Folge muss alles beim Alten geblieben sein. So besteht in Folge 2 zunächst die Hoffnung, dass Chris‘ Schulfeind Nr. 1, Caruso, ein für alle Mal die Finger von seinem Lieblingsopfer lässt. Denn Caruso wird von einem Karateka-Mitschüler in die Schranken verwiesen und benimmt sich von da an zivilisiert, auch gegenüber Chris.
Super, denkt man und freut sich für Chris. Aber weit gefehlt: Durch Carusos Rückzug als Super-Bully wird das Gleichgewicht an der Schule aufgehoben: Überall tauchen nun Ersatz-Bullys auf, und Chris und Greg verhelfen daher Caruso wieder zu seiner alten Stellung, obwohl Chris dann vorhersehbar wieder dauergepiesackt wird: Alles wieder beim Alten.
Weiteres Beispiel: In Folge 9 taucht ein neuer Mitschüler namens Albert auf, ein African-American wie Chris, der nunmehr zweite an der Corleone High, und obwohl sich Chris mit ihm gutstellen will, weil sie nun mal »two of a kind« seien, wird er von Albert abgezogen und wendet sich am Ende wieder Greg zu. Und obwohl es Chris in der 3. Staffel ab und zu gelingt, ein paar Punkte bei seiner notorischen Jugendliebe Tasha zu sammeln, verringert sich der Abstand zwischen den beiden nicht wirklich.
Ein Gute-Laune-Höhepunkt der Staffel ist Folge 15, in der wir eine veritable Odyssee zum Eishockeystar Wayne Gretzky zu sehen bekommen. Den treffen Chris und sein kleiner-großer Bruder Drew zwar nicht mehr an, obwohl sie es nach ihrer Tour durch halb New York verdient gehabt hätten. Drew staubt dann trotzdem immerhin ein originales Gretzky-T-Shirt ab, glücklicherweise, denn sein eigenes, ein billiges Geschenk seines geizigen Vaters Julius, ist mit der peinlichen Falschschreibung »Gritzky« geschmückt.
Womit wir wieder bei Julius‘ Geiz wären. Er ist wirklich ein perfekter Wiedergänger von Molières Harpagon und auch in Staffel 3 ganz in seinem Element als knausriger Familienvater. In der Weihnachtsepisode (Folge 10) möchte er mit seiner Familie lieber die afrikanische Xmas-Alternative Kwanzaa feiern, nicht aus nostalgischen Gründen etwa, sondern weil das billiger ist.
Auch die Darstellung der Rochelle, der Mutter mit absoluter Befehlsgewalt über die ganze Familie, ist gleichbleibend souverän. Ein Höhepunkt erleben wir in Folge 18: Der notorisch lauten Rochelle wird qua 5-Dollar-Wette untersagt zu schreien. Sie geht zunächst darauf ein, weil sie sich unter Kontrolle zu haben meint, doch letztendlich platzt ihr natürlich der Kragen. Gut so, denn eine Folge ohne Rochelles Schimpfkanonaden wäre um einiges ärmer.
Aus den Nebenrollen sticht einmal mehr Chris‘ Lehrerin hervor, die sich immer in gewolltem Philantropismus ergeht, dabei aber ganz naiv rassistisch argumentiert. Nicht zu vergessen der nachbarschaftliche Friseur, gespielt von J. B. Smoove, den wir als den herrlichen Cousin Leon aus der 6. Staffel von »Curb Your Enthusiasm« kennen.