Die 30 besten US-Serien 2007/08, Platz 4:
Breaking Bad (1. Staffel, amc)
Barcelona, 11. August 2008, 06:42 | von Paco
(Übersicht: Alle 30 besprochenen Serien. – Vorwort: Besuch im Serienland.)
Was für eine Pilotfolge! Noch nie hat eine Serie so fulminant begonnen! Wir sehen den Chemielehrer Walter White, nur mit Gasmaske und Liebestöter-Slip bekleidet, in einem Wohnmobil durch die Wüste von New Mexico rasen, verfolgt von Sirenengeheul. WAS IST DA LOS! Serien lassen sich ja normalerweise mehr Zeit als Filme, aber hier will man SOFORT wissen, was da abgeht. Und man bleibt dran, bei dieser wegen des Streiks leicht auf 7 Teile verkürzten 1. Staffel.
Die Grundidee der Serie ist auch entsprechend innovativ, sie basiert auf einer wirklich unkonventionellen Konstellation. Walt (Bryan Cranston aus »Malcolm in the Middle«) bekommt einen inoperablen Lungenkrebs und eine nur noch kurze Lebenserwartung diagnostiziert. Weil er seine schwangere Frau, seinen behinderten Sohn und das ungeborene Kind nicht mittellos zurücklassen will, möchte er schnell ein bisschen was dazuverdienen und tut sich mit seinem herrlich tumben Ex-Schüler Jesse zusammen, der in kleinem Stil mit Drogen dealt. Walt setzt sein chemikalisches Know-how nun dazu ein, äußerst gelungenes Crystal Meth herzustellen, das Jesse dann verkaufen soll – was für ein Team!
»Slinging dope« ist aber nicht so einfach, und deshalb braucht es Mittelsmänner, Distributoren mit mehr Macht und mehr Kontakten auf dem Drogenmarkt. Jesse hat so einen Dealerkollegen, Krazy 8, der aber kurz nach dem geschlossenen Lehrer-Schüler-Pakt über die Klinge springt. Der wirklich sehr bürgerlich-korrekt ausschauende Chemielehrer hat nämlich ganz spontan einen Doppelmord geplant, nachdem er von Krazy-8 und dessen Cousin Emilio mit einer Pistole bedroht wurde: Während er vorgibt, Meth zuzubereiten, setzt er die beiden im Wohnwagen einer Monophosphan-Attacke aus, während er selbst aus dem Wagen springt und die Tür zuhält.
Krazy-8 überlebt, wird jedoch später, eher unfreiwillig aber doch dezidiert, von Walt stranguliert, wieder in höchster Gefahr. Die Leiche muss entsorgt werden, und Walt kennt sich ja aus. Leider versetzt Jesse den toten Dealer nicht in der von Walt empfohlenen Plastikwanne der Disposal-Säure aus, sondern in der Badewanne. Es ergibt ein schaurig-wundersames Bild, wenn die Wanne mit den Körperresten durch die Decke bricht, weil die Säure eben nur vor einer bestimmten Sorte Plastik halt macht.
In »Breaking Bad« wirkt eine sofort bezaubernde Leichtigkeit, wie sie auch Filme wie »Knocking on Heaven’s Door« ausstrahlen: Es ist sowieso alles egal, man wird bald sterben, man hat nichts mehr zu verlieren, also: Flucht nach vorn. In Folge 5 ist Walt denn auch drauf und dran, die Behandlung seiner Krankheit abzulehnen, weil er in seinen letzten Monaten »in his own house« sein will. Er sagt dann aber doch zu, für seine Frau, aber auch für uns Publikum, denn schließlich braucht eine Serie ja auch ihren Protagonisten. Weil er Geld für die teure Spezialbehandlung benötigt, nimmt er wieder Kontakt zu Jesse auf. Und dann wird es gegen Staffelende wieder ganz groß:
In den letzten beiden Folgen kommt ein neuer Distributor ins Spiel, der brutale Hispanic Tuco, der Jesse erst mal zu Brei schlägt, als der ihm eine Ladung bestes Crystal Meth bringt. Walt hat es ja aber eilig mit dem Geld verdienen und will die Ware selbst an den Mann, an Tuco bringen. Es folgt eine der größten Szenen der Seriengeschichte, wenn der Herr Lehrer sich mit einem Beutel Meth und einem Brocken Knallquecksilber zur Selbstverteidigung in die Höhle des Drogenbosses begibt (Folge 6).
Also: Statt der vor Saisonbeginn so himmelhoch gehandelten Newcomer »Reaper«, »Journeyman« und »Pushing Daisies« war »Breaking Bad« die wirklich große Überraschung der Saison ’07/’08! Seit Mitte Juli wird die 2. Staffel gedreht, gesendet wird sie voraussichtlich Anfang 2009.
Am 11. August 2008 um 15:56 Uhr
Was ist denn mit ‚The West Wing‘? Empfehlenswert?