Lovis Corinth in Leipzig
Leipzig, 21. Oktober 2008, 13:59 | von PacoVorgestern: Letzter Tag der Lovis-Corinth-Ausstellung im MDBK. Zeit für mich, noch mal kurz rüberzugehen und heute hier kurz zu berichten, wenn die Ausstellung schon abgebaut ist, wenn also gar keine Möglichkeit mehr besteht, dadurch bei anderen einen Besuchswunsch auszulösen. Indem wir so den Servicegedanken untergraben, geben wir der sympathischen Sigrid Löffler einmal mehr Recht.
Schon während ich die Treppe ins Souterrain (in dem die Wechselausstellungen immer stattfinden) nahm, begann dieses Summen, das sich durch die gesamte Ausstellung ziehen sollte.
Es handelte sich um das überkommene Camouflage-Lied »Love Is A Shield«. Irgendwann wurde mir genau klar: Jemand musste den Künstlervornamen »Lovis« laut vorgelesen und dabei eben diese ältliche Melodie assoziiert haben, die nun als Ohrwurm von Wirt zu Wirt weiterzog, obwohl dieser Soundtrack völlig konträr zu den Bildern stand.
Der in der Schreibung von V zu U latinisierte Vorname (aus Louis wurde eben Lovis) zeigt aber darüber hinaus sofort, mit was für einem Maler man es zu tun hat. Einem intellektuellen Maler, der sich zumindest vor seinem Schlaganfall 1911 vor allem an klassischen Vorbildern abarbeitete, hauptsächlich den Werken des holländischen/flämischen 17. Jahrhunderts.
Deshalb lag diese eine Museumsführerin, die das Gemälde »Geschlachteter Ochse« (1905) mit biografischen Details hinsichtlich irgendwelcher Schlachthausbesuche erklärte, auch erst mal falsch. Wie oft Corinth auch tierische Innereien live gesehen hat, das Bild ist eben vor allem eine manische Reprise des Rembrandt-Vorbilds.
So ging es weiter, mit der »Susanna im Bade« (1890) und den Mutter-Bildern zum Beispiel, immer wieder vor allem Rembrandt, dann aber eben doch auch anderen Sachen.
Das populärste Corinth-Bild, auch dieser Ausstellung, ist natürlich das »Mädchen mit Stier (Charlotte)« (1902). Wieder eine Anlehnung an ein Vorbild, diesmal an den besten Kuhmaler der Welt, Paulus Potter (natürlich ebenfalls Holland, ebenfalls 17. Jh.).
Von dessen Gemälde »Der junge Stier« (1647) weicht Corinth allerdings in einem wichtigen Punkt ab: Statt eines Hirten stellt er neben den Stier ein Abbild seiner Charlotte-Frau, die das sanft dreinblickende Stierungetüm holzhammerartig sanft mit einem rosa Seidenband als Leine gebändigt hat.
Im Umkreis dieses Bildes wurde sogar das »Love Is A Shield«-Gesumme von Grinsgeräuschen übertönt. Überhaupt war Corinth kein störrischer Gemetzelmaler. Die Leipziger Zusammenstellung hob auch den Quatschmacher hervor, der sich in albernen historischen Ritterkostümen selber porträtierte. Für diese Dichotomie hat Hanno Rauterberg in der »Zeit« eine schöne Formulierung gefunden: »Corinth, ein Vulkan, der auch Konfetti speien kann.«
Usw.
Am 22. Oktober 2008 um 21:37 Uhr
ich fand die Ausstellung ein wenig odd. was corinth hauptsächlich gemalt hat, waren bilder von häßlichen nackten frauen, bilder von männern in harnischen und bilder mit häßlichen nackten frauen und männern in harnischen