Die Metapher »2.0«
Konstanz, 31. Oktober 2008, 18:28 | von MarcuccioWie lange sagen wir eigentlich noch »2.0«? Das frage ich mich schon länger, auch heute wieder, wo mir via »Börsenblatt«-Newsletter eine Anzeige für einen Reader zum Thema E-Book in die Mailbox flattert:
»Gutenberg 2.0« heißt das Werk. Gab es eigentlich in den letzten 2,0 Jahren etwas, das noch nicht 2.0 war? Was und wieviel muss eigentlich noch 2.0 werden, damit es mal wieder was Neues (3.0? bestimmt nicht, hehe) geben kann.
Und ich bin mir meiner Mitschuld (»Lesen 2.0«) ja durchaus bewusst, möchte an dieser Stelle aber trotzdem Dirk Knipphals danken. Denn ich glaube, es war Feuilletonpremiere, als er neulich (taz vom 18. 9.) schon mal versuchsweise so etwas wie einen Nachruf auf die Chiffre verfasste, um sie – weil’s so schön ist – doch noch ein letztes Mal selbst in Anspruch zu nehmen:
»Aus dem engeren Umfeld von Internet und Update hat sich diese Chiffre längst gelöst. Sie besagt nur noch, dass irgendetwas anders geworden ist als früher, und zwar leichter, anpassungsfähiger, aber dennoch keineswegs unverbindlich. Von der Ehe 2.0 hat man schon gelesen (man redet in ihr auch miteinander) und auch vom Hausputz 2.0 (offenbar gibt es besonders leistungsfähige Staubwischtücher).«
Wann aber kommt der wahre, lange Ganzseiter über den Anfang vom Ende der Endung 2.0? Vielleicht druckt die FAZ – wie seinerzeit das Genom – ja auch einfach mal seitenweise 2.0-Belege ab. In Form von Wortfeldern und Tag Clouds, das wäre vielleicht ein echter Nachruf 2.0.
Am 1. November 2008 um 09:54 Uhr
Ebenfalls auffällig ist die mehr oder minder direkte Nachfolge auf 2000 als Beleg für fortschrittlichkeit. Wenn wir Microsoft nachfolgen sagen wir danach vielleicht zu allem XP oder Vista :-)
Am 11. November 2008 um 08:57 Uhr
h.r.rheingold twitterte letzthin zweifel an seinem begriff „virtual community“: http://blog.rebell.tv/p9793.html
andrew baron hat das wort „vlog“ im verzeichnis von http://rocketboom.com gelöscht.
wir haben das wort „blog“ zu grabe getragen.
und über all das wurde in einem „wochenkommentar“ noch einmal anders nachgedacht: http://print.rebell.tv/p142.html
will sagen: neologismen sind schon ganz wichtig. aber eben dann, wenn sie entstehen. (das hast du ja beschrieben.) könnten wir den worten ein verfallsdatum anheften, würden wir es machen. das ist das passende am ausdruck „2.0“: das ist an sich schon ein verfalldatum!
Am 21. Mai 2010 um 19:09 Uhr
KÖSTLICH! Danke für den Link zu diesem Beitrag. Das ist eine sinnvolle Betrachtung a la „Web-Wort-Entwicklung 3.0“.