Die FAS vom 21. 12. 2008:
Hänsel, Gretel und der Wolf (und Buddenbrooks)

London, 22. Dezember 2008, 08:52 | von Dique

Das britische Pfund hat nun fast Parität zum Euro erreicht. Deshalb offenbar hat sich die halbe Feuilleton-Redaktion der FAS nach London begeben, und das beschert uns nicht etwa eine Ansammlung von Alibitexten parallel zum Weihnachtsshoppingtrip, sondern ein paar schöne und auch nützliche Texte.

Ganz allgemein angemerkt kann man nicht dankbar genug sein, dass Eleonore Büning seit diesem Jahr als Redakteurin für die FAS schreibt. Dieses Mal berichtet sie von ihrem vorweihnachtlichen Besuch im Royal Opera House in Covent Garden. Sie sah dort »Hänsel und Gretel« von Humperdinck, und in ihrem Text widmet sie sich besonders der Sopranistin Anja Silja, welche die Hexe Rosina Leckermaul singt, und informiert außerdem über die Wagner-Anleihen in diesem Stück, und zu diesem, Wagner, kehre ich hier gleich noch mal zurück.

Vorher aber noch zu Nils Minkmar, den anderen London-Besucher der gestrigen FAS. Er traf sich mit dem Philosophen Mark Rowlands, der 11 Jahre mit einem Wolf namens Brenin verbrachte und darüber Bücher schreibt.

Ich schwärme hier ja ständig von Tierzeichnungen verschiedener Renaissancekünstler und werde deshalb in internen Umblätterer-Konferenzen unverhohlen als der neue Heinz Sielmann gehandelt, und deshalb erwähne ich jetzt nicht auch noch, wie schön ich das zeitgenössische Foto von Brenin bei seinem Besuch in Irland finde.

Vielmehr erwähne ich noch kurz den Artikel von Andreas Kilb über die neue »Buddenbrooks«-Verfilmung, denn schließlich hat Marcuccio gerade das Buch noch mal gelesen und dem Roman hier und hier und hier bereits mehrere Heutigkeiten entrissen, um einmal mit Claus Peymann zu sprechen.

Reiner Logik und dem Kilb-Text folgend ist die Breloer-Verfilmung ein Erlebnis, welches man getrost wie den viel zitierten Kelch an sich vorbei gehen lassen kann, und am Beispiel wird deutlich gezeigt, dass die meisten Literaturverfilmungen so überflüssig sind wie nur was. Mit böser Zunge könnte man sie audiovisuelle Vereinfachungen für Lesefaule, die mitreden wollen, nennen oder einfach wie Kilb in diesem Falle den Regisseur als Geschichtendekorateur bezeichnen.

Am Ende berichtet Kilb noch von Thomas Manns eigenen fruchtlosen Annäherungsversuchen an den Film im Hollywood der 40er-Jahre. Später soll dieser ernüchtert mit einem abgewandelten Wagner-Zitat bemerkt haben: »Wer auf den Film baut, baut auf Satans Erbarmen.«

Wo wir gerade bei Familienromanen sind, erwähne ich noch einmal meine augenblickliche Lektüre, »Zombie Nation«. Hier beschreibt der große Schriftsteller und Autor Lottmann den Verfall der Familie Lohmer, welche man auch durchaus als mikrokosmisches Paradebeispiel unserer gerontokratischen Gesellschaft auffassen könnte, nach Lottmann, nicht mir.

Usw.

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