»Travels with Vasari« (BBC4)

Paris, 20. März 2009, 10:24 | von Paco

Neulich gab es wieder so eine kunsthistorische BBC-Doku, diesmal ein 2-teiliges Vasari-Special von Andrew Graham-Dixon (»Travels with Vasari«, 26. 11./3. 12. 2008 auf BBC4). Es geht hier noch unterkomplexer zu als zum Beispiel bei Hughes‘ Caravaggio-Doku von 1975, aber das ist auch ganz genau gut zu.

Vorderhand geht es natürlich um Vasari als Wegbereiter der Kunstgeschichte, als Autor der 1550 bzw. 1568 erschienenen »Vite«, aber auch ein wenig um den Maler und Architekten Vasari. Die Tour beginnt in Arezzo, wo Graham-Dixon zu einem Vasari-Selbstbildnis sagt: »Hey, Giorgio!« Der herrliche G.-D. ist so schön emotionally involved und begeistert, es ist eine wahre Freude. Für einen Kunsthistoriker spricht er ein ziemlich abenteuer­liches Italienisch, aber er nimmt’s mit einem lachenden Auge, spielt auf Understatement und ist mit dieser komischen Art von Begeisterung unterwegs.

Und man sieht viel, er reist durch ganz Italy, ist überwiegend aber natürlich in Florenz, das er »a Renaissance New York« nennt. Zur Einschätzung von Vasaris künstlerischer Produktion nutzt er eine weitere fürs moderne Publikum gedachte Vergleichsziehung: »He could almost be described as a kind of Andy Warhol of his time because he was a pioneer of studio mass production employing a factory of apprentices to help him carry out his major commissions.«

Am Ende des 1. Teils bekommen wir sogar einen Blick in den berühmten Vasari-Korridor geschenkt, in den man ja nicht so ohne Weiteres hineinkommt. G.-D. nun wird von einer »less than talkative lady called Rita« hingeführt und scherzt munter drauf los. Er bleibt vor einem wirklich ziemlich ungewöhn­lichen Selbstbildnis von Nicolas van Houbraken stehen: Der Maler schaut klein und verdruckst aus dem halbdunklen Zentrum eines übergroßen Blumenkranzes heraus. Und Graham-Dixon sieht sich das belustigt an und imitiert einen grabenden Maulwurf: »Hello, let me out, I’m a still-life painter!«

Auch sonst bekommen wir ein paar seltene Einblicke. In der St. Giovanni Evangelista in Parma steht ein Gerüst für eine laufende Restaurierung, und da können wir auch noch schnell mit rauf. Und dann darf G.-D. auch noch allein in die Sixtinische Kapelle hinein, in der wir uns neulich zum Abschluss unserer Speed-Tour durch die Vatikanischen Museen schnell durch die üblichen Menschenmassen schlagen mussten, um in der Zeit zu bleiben.

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