Lost: 5. Staffel, 9. Folge
London, 22. März 2009, 23:40 | von PacoAchtung! Spoiler!
Episode Title: »Namaste«
Episode Number: 5.09 (#94)
First Aired: March 18, 2009 (Wednesday)
Deutscher Titel: »Namaste« (EA 4. 6. 2009)
— Umblätterers Episodenführer (Staffeln 4, 5 und 6)
(Bevor wir gerade auf Sky1 die neue »Lost«-Folge gesehen haben, waren wir noch kurz im Apsley House, dazu später mehr von Dique.)
Narrativer Rücksprung hinein in den Flug 316. Wir wissen bereits, dass er ordnungsgemäß abgestürzt ist, aber noch nicht genau wie. Die Maschine befindet sich schon im Inselradius und wird augenscheinlich von einem Zeitflash erfasst, daher landen einige altgediente Insulaner (Jack, Kate, Hurley) in den Siebzigern; der Pilot, die Inselneulinge, aber auch Ben, Sun und Locke in der 2008er Gegenwart.
Und Sun hat es wirklich drauf und fragt Piloten-Frank: »What happened?« – »Ähm, wir sind abgestürzt, glaube ich.« Sagt er dann aber nicht, sondern verschnellert das Erzählen durch die Frage: »Where is everyone else?« Frank ist es dann auch, der als erster eine Ansprache an alle anwesenden Überlebenden hält, bla bla, aber Caesar wird sofort laut und macht seinerseits auf Princeps. Er trommelt die Leute zusammen und schlägt vor, die Gebäude und Tierkäfige in der Nähe zu untersuchen (zu sehen in Folge 5.07), und außerdem sei da drüben noch eine größere Insel zu sehen.
Vielleicht ist Frank nach dieser rhetorischen Niederlage eingeschnappt, jedenfalls folgt er Sun, die wiederum Ben in den Dschungel gefolgt ist. Ziel des altgedienten Others-Anführers sind ein paar versteckte Kanus, mit denen er auf die Hauptinsel übersetzen möchte. Die drei geben erst mal ein interessantes neues Team ab, überhaupt sind diese personellen Umgruppierungen ja stets ein Highlight der Serie. Auch wenn sich diese Gruppe erst mal wieder dezimiert: Frank warnt Sun vor Ben, aber das ist nicht richtig nötig, denn schon schlägt sie ihn hinterrücks mit einem Paddel den Schädel ein, und mehr sehen wir von ihm in dieser Folge nicht, jedenfalls nicht in der Gegenwart.
Frank und Sun erreichen die Hauptinsel in hoher Nacht und schlagen sich bis zum Dharmadorf durch, das mittlerweile zur Wüstung geworden ist. Dort tritt aus einem Haus Christschen Shephard heraus. Auf Suns dringende Frage, wo ihr Mann sei, zeigt ihr der irgendwie viel zu selbstverständlich auftauchende Jack-Vater ein Foto des 77er Dharma-Jahrgangs, bei dem sich auch Jin befand/befindet. Es folgt ein tradierter Settingwechsel-Effekt: Vom Foto wird ins Jahr 1977 zurückgesprungen, direkt zu dem Moment, in dem das Foto gemacht wurde. Und alle sagen: Namaste!
1977
Also: Willkommen im Jahr 1977! Tao von Critik en séries hat übrigens eine interessante These zur inneren Notwendigkeit des Rücksprungs in die Siebziger: « Pour le moment ça ressemble à un grand complot pour faire durer la série une saison supplémentaire. »
Dieser Folgenstrang beginnt mit der Begegnungsszene, die am Ende der letzten Folge so cliffhangermäßig geendet hat. Hurley greift sich nun Sawyer und umarmt ihn heftigst, woraufhin ihn der Südstaatenslanger freudig mit dem Sobrenombre »Kong« versieht.
Dann erfährt Jin, dass Sun mit im Absturzflug gewesen ist und macht sich auf die Socken zur Flame-Station: »If a plane landed on the Island, Radzinsky will know.« Dieser Radzinsky wurde schon mal kurz in Folge 2.23 erwähnt, er war vor Desmond mit im Hatch stationiert, wo er dann irgendwann Selbstmord begangen hat. 1977 lebt er aber noch, und Jin checkt jetzt bei ihm die Radar-Logs, findet jedoch nichts, stattdessen wird dem Überwachungssystem ein »14-J« gemeldet, ein Hostile, der in das Dharmagebiet eingedrungen ist.
Es ist aber nur Sayid, der also auch in die Vergangenheit gebeamt wurde und immer noch seine Handschellen trägt. Weil dieser Radzinsky mit unterwegs ist, fällt das fröhliche Wiedersehen zwischen Jin und Sayid etwas unfröhlich aus. Radzinsky würde ihn am liebsten gleich umlegen, er vermutet hinter Sayid einen besonders schlimmen Spion der Hostiles. Dann taucht Sawyer alias LaFleur auf und nimmt Sayid mit, gegen Radzinskys Protest.
Um die aufgesammelten Oceanic Three in den Dharma-Korpus zu integrieren, schleust Sawyer Jack, Kate und Hurley zu den neuen Dharma-Rekruten, die gerade per U-Boot eingetroffen sind. Im Dharma-Dorf gibt es dann auch erst mal eine überbordende Welcome-Party für die Neuen. Danach sucht Jack nach Sawyer/LaFleur, Phil weist ihm den Weg und kuckt ganz misstrauisch. Die Haustür wird Jack dann von Juliet geöffnet, sie umarmen sich, obwohl »we’re not supposed to know each other«. Sicher wird Philly das aus irgendeinem Winkel beobachtet haben.
Quoi qu’il en soit, jedenfalls lebt Sawyer jetzt voll seinen sicheren Posten aus. Vorher hatte er gegenüber Juliet schon sein konservatives Manifest verkündet: »I gotta find a way to bring ’em in before somebody else finds ’em and they screw up everything we got here.« Bei Jacks Besuch begegnen wir nun wieder dem Kernthema von »Lost«: sich ändernden, sich invertierenden Machtverhältnissen. Das Thema wurde wieder mal in einen wirklich schön geschriebenen Schlussdialog gepackt:
JACK: So where do we go from here?
SAWYER: I’m working on it.
JACK: Really? Because it looked to me like you were reading a book.
SAWYER: I heard once Winston Churchill read a book every night, even during the Blitz. He said it made him think better. It’s how I like to run things. I think. I’m sure that doesn’t mean that much to you, because back when you were calling the shots, you pretty much just reacted. See, you didn’t think, Jack, and as I recall, a lot of people ended up dead.
JACK: I got us off the island.
SAWYER: But here you are, right back where you started. So I’m gonna go back to reading my book, and I’m gonna think, because that’s how I saved your ass today. And that’s how I’m gonna save Sayid’s tomorrow. All you gotta do is go home and get a good night’s rest. Let me do what I do. (Lässt Jack zur Tür hinaus.) Now ain’t that a relief?
JACK: Yeah.
Es gibt noch einen zweiten Schlussdialog. Ein lieber kleiner Junge bringt Sayid ein Sandwich in die Zelle:
DER JUNGE: Are you a hostile?
SAYID: Do you think I am?
DER JUNGE: What’s your name?
SAYID: Sayid. What’s yours?
DER JUNGE: I’m Ben.
SAYID: It’s nice to meet you, Ben.
Der kleine Benny und spätere Anführer der Hostiles/Others ist also schon damals von dieser Truppe fasziniert. Das letzte Mal haben wir den Teenie-Ben in der Ben-centric episode 3.20 gesehen. In derselben Folge, als etwas erwachsenerer Ben, hat er dann auch sein Massaker an den Dharmas begangen. Daran hat Hurley etwas besorgt erinnert, als er und die anderen von Sawyer zum Dorf gebracht wurden: »You do realize those dudes get wiped out, right?« Aber gut, das liegt von 1977 aus gesehen noch ein paar Jahrzehnte in der Ferne.
Ach ja, mittendrin gibt es eine kleine Szene zwischen Juliet und Amy. Die Neumutter und Horace wollen ihren Spross Ethan nennen, was für ein Fehler, jetzt wird er keine 30 Jahre später leider von Charlie (in Folge 1.15) erschossen werden.