Filippo und Filippino Lippi
im Musée du Luxembourg
Paris, 20. August 2009, 08:20 | von Paco
Die Ausstellung »La Renaissance à Prato« im Musée du Luxembourg wurde schon vor über zwei Wochen abgebaut, dieser Text hier kann also nicht mehr als kulturtouristische Serviceleistung durchgehen. Jedenfalls wird das Museo Civico in Prato gerade restauriert, und deswegen hat man ein paar Werke nach Paris entliehen, »die noch nie in Frankreich zu sehen waren und die teilweise auch Italien noch nie verlassen haben«.
Als Zugpferde wurden ganz groß Vater und Sohn LIPPI auf die Plakate geschrieben. Sicher auch wegen des leicht vermittelbaren biografischen Clous: der Beziehung des Karmeliterbruders Filippo zu einer Prateser Nonne, die dann zur Geburt Filippinos führte (Details wie immer nachzulesen bei Vasari).
Seit Ende März kursierte in Paris nun aber das Gerücht, dass es nur eine Handvoll bzw. nur eins oder zwei bzw. tendenziell eher gar keine Gemälde der Lippis zu sehen gebe. Ich ging also ewig nicht hin, bis dann neulich am letzten Wochenende vor dem Ausstellungsende.
Wenn ich richtig gezählt habe, waren es neun Bilder vom Vater und drei vom Sohn, wobei auf der Hälfte dieser Bilder Fra Diamante mitgemalt hat. Es kann auch sein, dass ich beim Zählen und Merken arg durcheinander gekommen bin, denn: In dem klitzekleinen Luxembourg-Museum ist es immer so überfüllt (auch diesmal, trotz der gestreuten Fehlinformation von den fehlenden Lippis), dass man die Werke niemals eines nach dem anderen abgehen kann. Sobald man mit einem fertig ist, muss man sich mit Radarblick auf ein wenig bedrängtes Gemälde orientieren und so weiter bis man ungefähr durch ist.
Ein Highlight ist sicher – auch wenn ein Kritiker diesbezüglich schrieb: »Im Louvre hängt besseres Zeug!« – Filippinos »Retable de la salle de l’Audience«, eine Maria mit Kind und den Heiligen Stephanus und Johannes dem Täufer. Ersterer Märtyrer hat ganz surrealistisch sein Attribut am Kopf, einen Stein wie ein Comic-Denkblase, an der man sich nicht sattsehen kann.
Immer noch der wichtigste Tourismusgrund für Prato ist der Mariengürtel, die Sacra Cintola, auf die ursprünglich der Apostel Thomas aufpassen sollte. Sie kam im 12. Jahrhundert in die Stadt und löste ähnliche Euphoriestürme aus wie ein Jahrhundert später der Ankauf der Pariser Passionsreliquien durch Louis IX.
Der Gürtel gab dann ein schönes Sujet für die Maler der Gegend ab. Filippo etwa malte, assistiert von Fra Diamante, eine »Vierge de la Ceinture entre saint Thomas et la commanditaire Bartolommea de‘ Bovacchiesi et les saints Grégoire, Augustin, Tobie, Marguerite et l’archange Raphaël«. Dürfte einer der längsten Bildunterschriften der Kunstgeschichte sein und ein geeigneter Spreu-und-Weizen-Test für Museumsführer.
Ansonsten gab es noch ungefähr fünf Dutzend Werke anderer Künstler aus der Gegend, zum Beispiel ein Tabernakel von Donatello und auch irgendwas von Uccello und Botticelli (vergessen).