Die 10 besten US-Serien 2008/09, Platz 8:
The Tudors (3. Staffel, Showtime)

Paris, 11. September 2009, 11:43 | von Paco

(Übersicht: Alle 10 besprochenen Serien. – Vorwort: Besuch im Serienland.)

Neue Staffel, neue Ehefrau. Allerdings beschleunigt sich nun das Schicksal Henrys VIII., denn in Staffel 3 bleibt es nicht bei dieser einen Gattin, obwohl mit Jane Seymour für einmal so etwas wie familiäre Eintracht aufscheint, denn sie hat es geschafft, Mary und Elizabeth an den Hof zurückzuholen. Am Ende von Folge 4 gebiert Jane sogar den lang gewünschten Thronfolger, stirbt aber bei dessen Geburt.

Als Ersatzfrau wird Henry die deutsche Herzogstochter Anna von Kleve zugeschoben. Von Holbein fordert der strategische Kuppler Cromwell, dass er bei ihrem Porträt ein bisschen trickse, damit Henry sie für schön genug hält und durch die Heirat die protestantische Liga mit ins Boot geholt wird, um bei der Auseinandersetzung mit dem Papst besser gerüstet zu sein. Übrigens ist Peter O’Toole als Papst Paul III. nicht mehr mit dabei. Die Kräfte gegen Henrys Abspaltung von Rom versucht in dieser Staffel Kardinal von Waldburg (Max von Sydow!) zu bündeln.

Auch sonst ist die Besetzung wieder überraschend, die Anna wird etwa gespielt von Joss Stone, die ein bisschen wie eine Vogelscheuche aussehen und mit deutschem Akzent sprechen muss. Als Henry ihr endlich in natura begegnet, ist er außer sich: »She looks like a horse! A Flanders mare!« Der Ehevollzug misslingt dann kräftig, ein Kind will Anna irgendwie sowieso nicht, und in Folge 8 ist mal wieder eine Ehe »null and void«. Anna wird weggeschickt, darf sich aber »sister« Henrys nennen und unter der Zusage monatlicher Zuschüsse in England bleiben. Henrys Libido kehrt erst mit der Teenagerin Catherine Howard zurück, die dann auch Ehefrau Nummer 5 wird.

Innenpolitisch setzt im Oktober 1536 die Pilgrimage of Grace ein, der Aufstand der Katholiken im Land. Die Rädelsführer werden getäuscht, zu versprochenen Verhandlungen kommt es nicht, und dann wird fleißig gehenkt. So richtig voran geht es mit der Anglikanischen Kirche aber auch nicht, und da muss auch wieder ein Schuldiger her. Nach Kardinal Wolsey und Thomas More muss mit dem Lordsiegelbewahrer Cromwell wieder ein enger Verbündeter das Hin und Her des Königs am Schafott ausbaden. Er wird als Verräter eingebuchtet, bloßgestellt und von einem unfähigen Henker, der nicht richtig trifft und das Beil mehrfach neu ansetzen muss, grausam etappenweise enthauptet.

Ansonsten wird wieder viel diplomatisiert in der aktuellen Staffel, und deswegen schreit dauernd jemand den Titel irgendeines Ankömmlings durch die Gegend: »The Lord Chancelor! … The Duke of Suffolk, my Lord! … The English envoys! … The Imperial ambassador, your majesty!«

Historisch war das Material der ersten beiden Staffeln sicher etwas dankbarer, und mit Staffel 4 wird die Serie demnächst geschichts­bedingt enden. Das ist auch gut so, denn sie ist ein wenig langweilig geworden, sicher auch für Jonathan Rhys Meyers, denn Henrys Charakter bekommt einfach keine neuen Facetten.

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