Willkürliche Superlative (Teil 1): Wann
wurde der schönste Satz aller Zeiten gesagt?
Lyon, 27. Januar 2010, 06:28 | von Niwoabyl
Der schönste Satz aller Zeiten wurde irgendwann in den ersten Jahrzehnten des 4. Jahrhunderts n. Chr. in Ägypten, genauer: in den Wüsteneien der Thebais, gesagt, oder eher: geschrien, mit voller, vibrierender Stimme und mit einer erhabenen Geste der Weigerung samt hoch über den Kopf erhobenen Armen. Und zwar vom Anachoreten Palemon, der zum Glück Pachomios‘ Meister war, denn der inzwischen zum Heiligen avancierten Famulus hat den sublimen Satz in die Ewigkeit retten können.
« En ce temps-là, le désert était peuplé d’anachorètes … » (Anatole France: « Thaïs », auch nicht schlecht). Und am Abend saßen sie munter zusammen zum Abendbrot und -gebet und verzehrten mit Olivenöl übergossenes Salz.
Und siehe da, als Palemon des Öls ansichtig wurde, da durchfuhr ihn der Geist und ließ ihn verlautbaren:
»DER HERRGOTT WIRD GEKREUZIGT,
UND ICH, ICH, ICH ESSE ÖL?«