Fäuleton

Paris, 10. März 2010, 19:35 | von Paco

An Schrecklichkeit, ich wiederhole: SCHRECKLICHKEIT, nicht zu überbieten ist das Hinschreiben des Wortes: »Föjetong«. Was in dieser Schreibweise mitgeschwemmt kommt, sind die furchtbarsten Abfallprodukte menschlicher Kultur seit den Höhlenmalereien von Altamira.

Eine ganz andere Variante haben vor ein paar Jahren die Absoluten Beginner ins Spiel gebracht, namentlich Denyo, der Rapper der Enterbten. In der FAS vom 23. Juli 2003 (S. 22) hat Johanna Adorján im, genau: Feuilleton ein Interview mit den Beginnern geführt, in dem es heißt:

FAS: Die erste Single der neuen Platte, »Fäule«, ist schon in den Charts. Was bedeutet das eigentlich: Fäule?

Denyo: Manchmal entstehen doch einfach neue Wörter, wenn man den ganzen Tag mit denselben Leuten zusammen ist. In diesem Fall war es so, daß ich den anderen beiden etwas erzählen wollte, das ich im Feuilleton gelesen habe, und weil das so umständlich auszusprechen ist, habe ich Fäuleton dazu gesagt. Das haben wir dann abgekürzt: Fäule. Steht für alles, was uncool ist.

FAS: Von Feuilletons halten Sie also nichts?

Denyo: Ach, da stehen schon interessante Sachen drin, aber dieser ganze Theaterkram, geschrieben von Journalisten, die sich einen auf ihre Sprache abkeulen, ist nicht mein Ding.

Soweit Denyo. Eine noch andere Variante geht so, dass man die Feuilletonseiten einfach »KULTUR« nennt.

3 Reaktionen zu “Fäuleton”

  1. Cobalt

    *haha* sehr gut. Wobei ich ja sagen muß, daß – jedenfalls für mein Empfinden – das Feuilleton der FAS in letzter Zeit echt abgebaut hat. Bestes Beispiel: die FAS vom letzten Wochenende. Aber vielleicht bin ich auch nur ein Kulturbanause ;-)

  2. Alfalfa

    Der deutsche Feuilleton-Sonderweg liegt ja nicht zuletzt dain begründet, dass man fällige Debatten dahin auslagert, wo sie – wenn man den im verlinkten Artikel zitierten Studien glauben darf – dann ignoriert werden, wenn nicht gerade ein Großsprecher vom Schlage Sloterdijks des Weges kommt. Und diese genießen dann wiederum Narrenfreiheit, weil: Ist ja nur Feuilleton, da hat man keine politische Verantwortung.

    „Feuileton“ in seiner heutigen Gestalt beschreibt also eine schwer faßbare Synthese aus Meinungs- und Rezensionsartikeln sowie Interviews mit mehr oder weniger deutlichem Kulturbezug. Was das klassische Feuilleton einmal auszeichnete – essayistische Betrachtungen etwa – ist, zumal bei der FAZ, in die Blogs verlagert worden. Das Blog von Andrea Diener (beispielsweise) ist mir lieber als alles, was FAZ und FAS so drucken.

  3. Andrea Diener

    Oh. Gerade erst gelesen. Danke.

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