Lost: 6. Staffel, 7. Folge
Paris, 10. März 2010, 09:45 | von PacoAchtung! Spoiler!
Episode Title: »Dr. Linus«
Episode Number: 6.07 (#109)
First Aired: March 9, 2010 (Tuesday)
Deutscher Titel: »Dr. Linus« (EA 28. 4. 2010)
— Umblätterers Episodenführer (Staffeln 4, 5 und 6)
Macht und Machtverlust sind die Hauptthemen der gesamten Serie. In dieser 7. Folge der Finalstaffel hat dieses Themenpaar wieder mal einen schönen Auftritt, und dass es eine auf Ben Linus zentrierte Folge ist, hilft diesem zum Lutscher degradierten einstigen Überboss der Others wieder zu einigen Sympathiepunkten:
1. – Insel-Plot
Nach dem Überfall des Fake-Locke auf den Temple schließt Ben in der Finsternis des Inseldschungels zu den anderen Jacobinern auf. Sie sind in deutlicher Unterzahl und wollen sich erst mal zum Strand zurückziehen.
Miles, der ja als relativ plumper Deus ex machina in die Serie geschrieben wurde, soll anhand von Jacobs Asche (mitgeschleppt von Ilana) herauskriegen, wie der Inselgötze starb. Das bringt Ben in die Bredouille, denn nun wissen alle, dass er ihn abgestochen hat. Ilana ist auch ziemlich sauer über den Verlust ihrer Vaterfigur Jacob.
Im Strandlager darf auch Sun mal wieder was sagen. Ok, von jetzt ab heißt sie nur noch Kulissen-Sun, weil sie nur noch dumm in den Kulissen steht und sie nur noch aus Mitleid ein paar Sätze zugeschustert kriegt. Ilana jedenfalls erzählt ihr, dass sie und/oder Jin candidates seien für die Übernahme von Jacobs Job.
Inzwischen findet Ben in den Zeltresten ein Schmuddelheft (»Booty babes«) und ein Buch von Disraeli, außerdem ein weiteres, das von ihm aber nicht beachtet wird, den 60er-Jahre-Bestseller »The Chosen« von Chaim Potok. Man fürchtet, dass das vielleicht sein letztes intellektuelles Erlebnis war, denn kurz darauf wird er von Ilana dazu gezwungen, sein eigenes Grab zu schaufeln.
Fake-Locke erscheint ihm, sprengt seine Fußfessel und lädt ihn auf die andere Insel ein, wo er sich angeblich mit den Ausreisewilligen versammelt hat. Ben flieht denn auch und hat die Chance, seinerseits Ilana umzunieten. Aber ein klärendes Gespräch mit viel Sentiment verhindert das. Ilana vertraut ihm wieder, und statt Fake-Locke zu folgen, kehrt Ben mit ins Strandcamp zurück.
Soweit die Haupthandlung auf der Insel. Ansonsten haben wir auch Jack und Hurley wiedergetroffen. Letzterer erwacht im Dschungelgras mit den Worten »cheese carrots« auf den Lippen. Aber ohne Dusche und Frühstück will Jack gleich weiter zum Temple. Die beiden werden aber von Richard abgepasst, der sie stattdessen zur Black Rock führt, diesem stylischen alten Britenschiff, das zu einem Lieblingsgimmick der Zuschauer geworden und nun endlich einmal wieder zu sehen ist.
Übrigens gab es bei Richards Auftauchen noch einen dieser typischen Langweilerdialoge, buuuaah:
Jack: Where did you come from.
Richard: You wouldn’t believe me if I told you.
Jack: Try me.
Richard, der offenbar mit dem altehrwürdigen Schiff auf die Insel gelangt ist, sagt aber auch gute Sachen, etwa: »I’m not a cyborg.« Er erklärt auch seinen komischen Nichtalterungsprozess: Jacob habe ihn berührt, deshalb. Die Unsterblichkeit sei aber natürlich mehr Fluch als Segen (gääähn). Richard könne sich auch nicht selber um die Ecke bringen, jemand anderes müsse es tun. Jack vergisst seinen hippokratischen Eid und erklärt sich dazu bereit. Er setzt sich neben Richard, während in der Black Rock die Lunte abbrennt. Jack ist sich sicher, dass nichts passieren werde, und es passiert auch nichts.
Zusammen mit Hurley ziehen sie zum Strand, wo es ein Wiedersehen mit den anderen Jacobinern gibt. Als Cliffhanger fungiert ein Periskop, das vor der Insel den Ozean durchpflügt. Es gehört zu einem U-Boot, in dem Widmore sitzt. Der alte Zausel nimmt nun also endlich wieder am Kampf um die Insel teil.
2. – L.A.-Plot (Lehrer Linus)
Dr. Ben Linus, in Studienratsoutfit mit Studienratsnickelbrille, referiert in seiner Klasse über Napoleons Elba-Aufenthalt und über dessen tragischen »loss of power«. Genau darum geht es auch im alternativen L.A.-Plot, und weil das »Lost«-Thema auch hier im Kleinen so gekonnt bespielt wird, kann man diese Folge als sehr gelungen bezeichnen.
Ben ist ja in dieser Parallelwelt Lehrer an derselben Schule, an die es auch Locke als Substitute verschlagen hat. Und Locke schlägt ihm im Lehrerzimmer vor, doch nach dem Amt des Schuldirektors zu streben, da er sich so für die Schule und die Schüler einsetze. Ben bekommt auch bald die Möglichkeit dazu. Es stellt sich heraus, dass Alex, seine adoptierte Inseltochter, hier in L.A. seine Lieblingsschülerin ist. Und Alex hat nun mitbekommen, dass Principle Reynolds nun also mit einer Krankenschwester usw. und auch noch auf dem Schulgelände!
Bens Erpressungsversuch scheitert jedoch, da Reynolds ihn vor die Wahl stellt: Wenn er seinen Posten tatsächlich räumt, dann werde er auch Alex‘ Yale-Empfehlung versemmeln. In diesem Machtspiel entscheidet sich Ben für Alex‘ Fortkommen und handelt damit anders als in Folge 4.09, als er Alex geopfert hat.
In einer Einzelszene sehen wir noch, wie sich Ben um seinen kranken Vater kümmert. In diesem Gespräch erwähnt der Vater auch seine Beteiligung an der Dharma-Initiative. Er war also mit seinem Sohn damals auf der Insel, hat sie aber offenbar wieder rechtzeitig verlassen und bedauert das jetzt gegenüber seinem Sohn: »Who knows what you would have become?«