Die FAS vom 27. Juni 2010:
Airen und Reich-Ranicki
Leipzig, 27. Juni 2010, 09:27 | von Paco
Danke, liebe FAS, für die heutige Seite 23. Airen und Reich-Ranicki auf einer Zeitungsseite. Allein diese Contentverteilung ist pures, bestes, großartigstes Feuilleton. Und ein schöner Hinweis darauf, dass Airen und MRR ja im Prinzip dasselbe machen. Beide schreien sie Leuten mit arg bildungsbürgerlichen Vorstellungen von Literatur zu: Lasst uns in Ruhe mit eurem Scheiß.
Airen macht das in Form eines Recaps des Bachmann-Wettlesens: »Schön langsam nervt die Jury mit ihrem verkrampften Germanistengesülze.« Airen ist ja der Prototyp des naiven Dichters aus dem Schiller-Aufsatz, der eigenen Angaben zufolge auch kaum was gelesen hat und von Literatur Gegenwart und Unmittelbarkeit verlangt, »direkt ins Herz, ins Jetzt«.
Der Text wird ergänzt durch drei Airen-Fotos. Wie der Gartenzwerg aus dem »Amélie«-Film hat sich Airen mit seinem Laptop in Mexico City an verschiedenen Orten fotografieren lassen. Obwohl er im Text schreibt, er habe sich zum Bachmannbloggen in einem Apartment mit WLAN eingeschlossen. Kontrafaktischer Fotojournalismus also, auch das noch.
MRR in seiner »Fragen Sie«-Rubrik dann wieder normal hervorragend, er arbeitet diesmal sechs Einsendungen ab, dann ist er eh am besten, wenn er kurz und schmerzlos seinen Unmut über die fragwürdigen Fragen seiner Leserschaft zum Ausdruck bringt: »Bitte, quälen Sie mich nicht.«
Eine Umblätterung weiter, Seite 25, gibt es ein Interview von Rüdiger Suchsland mit Pegah Ferydoni, sie interessiert sich für Gadamer, super. Und mehr hab ich erst mal gar nicht gelesen in der FAS, nur noch den Feuilleton-Opener von Claudius Seidl über das Nachfolgebuch zu »Less Than Zero«, das Bret Easton Ellis jetzt also tatsächlich geschrieben hat. Und nun, halb zehn Uhr morgens: hinaus in die Unmittelbarkeit.