Die FAS vom 4. Juli 2010:
Die Lyrik der Spionage

Leipzig, 5. Juli 2010, 19:47 | von Paco

Der Interviewmüller

Irgendwann nach Mitternacht habe ich noch schnell die letzte FAS weggekauft, kurz bevor sie aus dem Regal entfernt wurde. Als erstes dann das André-Müller-Interview mit Luc Bondy gelesen, und der legendäre Interviewmüller hat natürlich wieder ein paar komische Fragen gestellt, was ja immer noch sehr gut kommt.

»Spione wie wir«

Dann den sehr schön erzählten Artikel von Nils Minkmar über die »Lyrik der Spionage«, die Vexierhaftigkeit von Geheimdienstaktionen. Der Text beginnt mit der Operation Mincemeat, bei der 1943 die Leiche eines vermeintlichen Britenmajors von den Alliierten in spanischen Gewässern abgelegt wurde, mitsamt einer Aktentasche, in der sich so vertrauliche wie gefälschte Dokumente befanden, die dann planmäßig beim Feind landeten.

Bei der deutschen Abwehr wurde die Fälschung erkannt, aber Alexis von Roenne sprach sich wider besseren Wissens für die Authentizität der Dokumente aus, denn er arbeitete da schon im Sinne des antihitlerischen Widerstands, was aber die Briten ja nicht gewusst haben konnten usw. usw.

Nach diesem historischen Einstieg wird zu den aktuellen Ereignissen geschaltet, zu den enttarnten russischen Spionen, die gerade im Vorstadtamerika der Desperate Housewives ausgehoben wurden, was eventuell eben auch planmäßig geschah, im Zuge irgendeiner mehrdimensionalen Strategie, wie zu vermuten steht.

»Pastewka«-Bruder Hagen

Nach diesem für die frühesten Morgenstunden eher komplexen Artikel las ich dann noch das Interview mit Matthias Matschke, der den »Pastewka«-Bruder Hagen spielt. Es geht im Großen und Ganzen um den Unterschied zwischen Theater und TV etc. etc., und dann rekapituliert er da unter anderem sehr ausführlich die »Extras«-Folge mit Orlando Bloom, hab sofort Lust gekriegt, die Folge selbst noch mal anzuschauen.

Eine Ladung Žižek

Stattdessen las ich aber noch den Žižek-Artikel im neuen »Spiegel«. Der lustige slowenische Modephilosoph ist ja die Einladung an einen jeden Reporter, mit seinem Beschreibungspotenzial an die Grenzen zu gehen:

»Er hat einen S-Fehler, der Buchstabe klingt bei ihm wie eine Fahrradluftpumpe. Seine Vorträge beginnen meist mit ›Did you know …‹.«

Žižek: gääähn, ich weiß, aber ab und zu muss man sich mal wieder eine Ladung Žižek geben, und wenn das in Form dieses großartigen und hervorragenden »Spiegel«-Style-Artikels von Philipp Oehmke geschieht, umso besser:

»Mein Freund Peter, zum Beispiel, fucking Sloterdijk, ich mag ihn sehr, aber natürlich muss er in den Gulag. Aber er wird ein bisschen besser gestellt dort, vielleicht kann er Koch werden.«

Es herrscht also natürlich wieder das übliche Žižek-Anekdotentum, aber die ganze Žižekerei wurde mal in einen schön auserzählten Artikel gegossen. Ich hab dann noch ein wenig weiter im »Spiegel« gelesen, bis mich der Schlaf übermannte, heute vormittag konnte ich mich dann an nichts mehr erinnern und las den »Spiegel« also einfach noch mal von vorn.

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