Desperate Housewives (6. Staffel, ABC)

Paris, 12. Oktober 2010, 07:56 | von Paco

(Übersicht: Alle 10 besprochenen Serien. – Vorwort: Besuch im Serienland.)

FAZ: Ist das Am-Stück-Gucken [von Serien] nicht auch Eskapismus? (…)
David Wagner: Ich schäme mich höchstens für eine Nacht »Desperate Housewives« (lacht).

Wir haben die Housewives hier immer gefeiert (Staffel 2, 3, 4, 5), das Dialogwriting erinnerte zu seinen besten Zeiten an große Familienhölle-Autoren wie (na ja) Ibsen, Tschechow, Horváth usw. und war dabei doch immer innovativ und auf abgründige Weise lustig. Staffel 6 war nun leider so unfassbar schlecht, dass ich guten Gewissens keine einzige weitere Folge schauen kann, Staffel 7 wird unbemerkt an mir vorüberziehen.

Jede Serie setzt ja irgendwie Wiederholungsstrukturen in Gang, was aber in der vergangenen DH-Staffel als Handlung präsentiert wurde, war einfallsloser und plumper Tinnef. Dirty Laundry in der Vorstadt, das Thema ist offensichtlich nachhaltig ausgequetscht, die 6. Staffel war die pure Wiederholung des genau Gleichen.

Wie üblich ist eine neue Familie in die Wisteria Lane gezogen (Nick und Angie Bolen samt Sohn Danny), die eine so dunkle wie bescheuerte Vergangenheitsstory mit sich herumschleppt. Die wird mit purem Zeitspiel am Köcheln gehalten bis Folge 17, wenn Angie Gaby ihr Geheimnis anvertraut und es dann, wieder sehr gestreckt, zu einem am Reißbrett entworfenen Finale kommt.

Die Mike-&-Susan-Story war ja stets eine On-&-off-Quälerei, diesmal wird eben wieder geheiratet, zu Katherines Leidwesen, die zuerst mit ihrer völlig unglaubwürdigen Mike-Fixierung nervt und dann in der zweiten Hälfte der Staffel auf prüdeste Art und Weise mit ihrer sexuellen Orientierung experimentieren darf.

Wenn sonst nichts mehr passiert, muss aus heiterem Himmel wieder ein bisschen Schicksal herunterstürzen, diesmal ist es ein Kleinflugzeug, das in die Weihnachtsfeierlichkeiten in der Wisteria Lane kracht. Karl stirbt, Susans Ex-Mann, der Bree nun doch nicht wie geplant ehelichen kann, wie schade. Eine Folgeerscheinung seines Ablebens: Susan erbt von ihm einen Stripclub (Folge 12), das ist dann auch kurz fast ein bisschen lustig.

Der seit der ersten Staffel von der Mary-Alice-Stimme gesetzte Rahmen funktioniert zwar immer noch, aber die für DH so typische Emotions- und Empathiemaschinerie ist an ihr Ende gekommen. Der Drehbuch­baukasten schimmert einfach ständig durch: Während Lynette (schon wieder *yawn*) ungewollt und mit Zwillingen schwanger ist, geht in Fairview der junge verpeilte Mädchenmörder Eddie um. Kurz vor Schluss darf Mörder-Eddie dann Lynette bei der Geburt ihres einen verbliebenen Kindes helfen. Emotionen für Melonen.

Ganz am Ende gibt es wieder die Anbahnung duuuuunkler Geheim­nisse für Staffel 7, diesmal: bei der Geburt vertauschte Kinder oder so, ein Fall betrifft Wisteria Lane, gääähn. Und Mary Alice‘ Gatte Mr. Young zieht in Susans und Mikes Haus ein, was für eine ermüdende Idee, Phantasielosigkeit in ihrer reinsten Form.

»Screw Fairview!«, schreit da sogar Heidi Klum (Gastauftritt in Folge 17). Nie wieder DH.
 

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