The Tudors (4. und letzte Staffel, Showtime)
Paris, 14. Oktober 2010, 07:12 | von Paco(Übersicht: Alle 10 besprochenen Serien. – Vorwort: Besuch im Serienland.)
Die Handlung der Schluss-Staffel setzt im heißen Sommer 1540 ein, und King Henry darf gleich so beiläufig wie möglich die Exekution einiger Tower-Gefangenen befehlen, um sich im selben Atemzug über die fürchterliche Hitze zu beschweren, »will it ever rain?«
Dann präsentiert Henry der Welt seine Neufrau Catherine Howard und lobt öffentlich ihre Tugend. Die ständig kichernde Howard ist aber so frivol wie naiv, schon am Ende von Folge 2 (Vollmondnacht!) ist die prototypische dumme Gans ihrem Verehrer Culpeper verfallen. Ein Brief an ihn (der alte Effi-Briest-Fehler) wird sie letztendlich auch überführen, woraufhin sie, auch einer weiteren, vorehelichen Affäre wegen, festgesetzt wird. Ihr werden noch die aufgespießten Köpfe ihrer beiden Liebhaber präsentiert, und dann kommt auch für sie der Richtblock. Henrys Frau Nr. 5 ist damit genau nach der Hälfte der letzten »Tudors«-Staffel erledigt, fehlt nur noch Frau Nr. 6: Catherine Parr.
Frau Parr wartet ihrerseits mit ihrem Liebhaber Sir Thomas auf das Ableben ihres Ehemanns, Lord Latimer. Henry sendet der Parr Geschenke, aber die will nicht so recht, was logischerweise auch etwas mit dem Schicksal ihrer fünf Vorgängerinnen zu tun haben könnte. Henry seinerseits schickt seinen Nebenbuhler Sir Thomas nach Brüssel, dann stirbt erwartungsgemäß Parrs siechender Ehemann, und schon schwappt der Antrag ins Haus. Henrys letzte Heirat (Folge 7) ist unspektakulär.
Ebenso wie die Ehe. Die neue Queen kümmert sich eher krankenschwesterlich um Henry, von dem uns vor allem seine offene Beinwunde öfters mal präsentiert wird. Aber es gelingt der Parr, die verstreuten Teile der Tudor-Familie, also Mary und Elizabeth, wieder nach London zu holen. Und sie führt während des Feldzugs in Frankreich auch die Geschäfte am Hof.
Mit der Belagerung von Boulogne 1544 kommt endlich mal wieder etwas Action ins Spiel, seit dem formvollendeten Ringkampf zwischen Henry und Francis in Staffel 1 war da ja nicht viel. Karl V. tritt kurzzeitig in eine Allianz mit Henry, der daraufhin nach Frankreich marschiert. Henry erobert die Festung Boulogne und kehrt glorreich nach England zurück, aber dann marschiert der Dauphin einfach auch auf Boulogne und macht den Sieg rückgängig. Henry erfährt das und kippt aus den Latschen, sein Tod zeichnet sich ab.
Und es wird auch Zeit, vor allem für Jonathan Rhys Meyers als Darsteller des Henry. Sein stechendes Lachen ist eigentlich die einzige schauspielerische Herausforderung, die er noch bewältigen muss. In Folge 9 ist Henry all of a sudden recht graubärtig und muss mit tiefer, gebrochener Stimme sprechen. Und auch Charles Brandon, dem ernannten Duke of Suffolk, haben sie jetzt einen Rauschebart angeklebt, sein treuester und längster Freund stirbt in der letzten Folge geschichtskonform Henry voran.
Ach ja, Anne of Cleves kehrt auch sporadisch zurück, denn Henry hegt eine plötzliche Zuneigung zur pferdegesichtigen Ex-Queen, die wieder von Joss Stone gespielt wird. Sie besucht den King ab und zu am Hof und muss weiter englisch radebrechen mit ›th‹-Problem, und macht das eigentlich sehr gut.
Und Holbein tritt noch mal an und malt ein letztes Porträt. Während der Malsession hat Henry Visionen seiner Ex-Frauen, Catherine of Aragon, Anne Boleyn, Jane Seymour. Es folgt der übliche »Was danach geschah«-Abspann und fertig. Alles in allem keine schlechte Historienserie, wenn sie auch bei weitem nicht das Kaliber von »Rome« hatte.
Am 20. Oktober 2010 um 09:08 Uhr
Bin immer noch kurz vor Ende der ersten Staffel – meine Kollegen haben sich aber mal das Gesamtkonzept mit der historischen Brille angeschaut:
http://www.qhistory.de/2010/10/sendung-92010-geschichte-als-soap-%E2%80%93-die-tudors-liebe-macht-und-intrigen-am-hofe-heinrichs-viii/
Gruß Philipp