Achtung, Prominente dieser Welt:
Fragen Sie Reich-Ranicki jetzt!
Konstanz, 16. November 2010, 09:27 | von Marcuccio
Vorgestern in der FAS stellte Handke-Biograf Malte Herwig persönlich eine Handke-Frage an MRR. Das ist einerseits natürlich paratextuelles Branding, andererseits vorschriftsmäßig unterhaltsam (die feinen Unterschiede eben mal wieder). So wie wenn Christoph Poschenrieder Schopenhauer-Verballhornungen sammelt.
Es gab in den letzten Wochen übrigens einen richtigen Promi-Stau beim Literaturpapst. Trendsetter scheint auch hier mal wieder »der alte Schirrmacher« (Matussek) gewesen zu sein (26.08.2007, 01.06.2008). Seit der Sommerpause traten dann diese Personen als Fragesteller auf:
Claudia Roth (26.09.2010)
Bernd Neumann (03.10.2010)
Jürgen Flimm (31.10.2010)
Malte Herwig (14.11.2010)
›Reich-Ranicki-Fragesteller‹: ab sofort also ein stark distinktiver Gruppierungsbegriff wie ›Leute, die mit Goethe speisten‹, ›Kellner, die Thomas Mann bedienten‹, ›Politiker, die Ernst Jünger aufsuchten‹.
Am 16. November 2010 um 09:43 Uhr
Die „offizielle“ Frage von Herwig an MRR hat vielleicht damit zu tun, dass der Meister der Rezension dem Biographen für sein Buch nicht bzw. nur unwillig zur Verfügung stand (man kann das im Buch in einer Endnote nachlesen: Reich Ranicki wollte nichts zu Handke sagen, erinnert aber daran, auch durchaus Positives zu ihm gesagt zu haben).
Am 16. November 2010 um 11:19 Uhr
Einmal stellte ein Leser, kein Promi, die Frage: „Was halten Sie von Erich Kästner?“ – und MRR antwortete mit einem wörtlichen Auzug aus einem Vorwort, das er weiland für einen Kästner-Sammelband geschrieben hatte. Beim Lesen seiner Kolumne habe ich öfter den Eindruck, dass das kein Einzelfall war.
Am 16. November 2010 um 11:39 Uhr
So war es. Und wenn der Papst einem unter Verweis auf die turbulenten Festlichkeiten zu seinem 90. Geburtstag eine Audienz verweigert, dann muß der Mönch halt andere Wege in den Vatikan finden. So hab ich mich halt bei der Sonntagsmesse auf den Petersplatz gestellt und laut gerufen. Nicht, daß die erhaltene Antwort nun von besondere Unfehlbarkeit zeugen würde…
Am 16. November 2010 um 16:54 Uhr
»andere Wege in den Vatikan finden« :-)
Den amtsmüden Literaturpapst, der entweder kein Bock hat oder im Selbstzitat lebt, beobachten wir hier ja schon länger. So gesehen sind das alles Aktivierungsstrategien:
Zweimal dieselbe Frage stellen, die Promi-Schiene…
Gauß bei Kant in Königsberg lässt grüßen, wie hieß es da bei Kehlmann so schön: »Der gnädige Herr sei müde…«
Am 14. Dezember 2010 um 08:30 Uhr
Manchmal revidiert er ja aber auch Dinge?
„Er war kein Besessener wie Dostojewskij, kein Prediger wie Tolstoi.“ (11. Dezember 2006)
und nun:
„Er war ein Besessener wie Dostojewskij, kein Prediger wie Tolstoi.“ (13. Dezember 2010)
(Über Tschechow)
Oder ist da doch nur ein „k“ durch die Lappen gegangen. Scheint so.
Am 14. Dezember 2010 um 09:51 Uhr
@Phorkyas: Danke für die aufmerksame Lektüre. Ein Lebenswerk in der Selbstzitat-Phase, wie es scheint…
Am 14. Dezember 2010 um 10:07 Uhr
Ja, vielleicht schon ein perpetuum mobile 3. Art. Die Antworten rotieren munter weiter, ohne dass man von aussen (sehr viel) neuen Text hinzufuegen muesste.