Die FAS vom 13. 2. 2011:
»Nie wieder nach Leipzig«
Leipzig, 14. Februar 2011, 17:20 | von Paco
Es war Sonntag und wir gingen also doch noch in die Ausstellung, die das MDBK dem Fischmaler Michael Triegel gewidmet hat. Nach ca. einer halben Stunde hatten wir alle Zitate und Anspielungen auf allen Gemälden entschlüsselt und standen zum Abschluss im Raum mit dem großen Porträt von Benedikt XVI.
Ein Museumsbesucher Anfang 40, den wir zunächst für den Maler himself hielten, hatte sich zu uns gesellt und in ein Gespräch verwickelt. Es war aber eventuell doch nicht der Maler Triegel, mit dem wir da sprachen, denn er äußerte sich eher negativ über die hier ausgestellten Bilder. Er hatte auch ein abschließendes Urteil parat, aber es gelang ihm nicht, dies in Worte zu packen.
Zehn Minuten später, als wir gerade das Museum verließen, klopfte er mir auf die Schulter und lieferte sein Urteil nach. »Die Bilder berühren mich nicht«, sagte er, das also war ihm vorhin nicht eingefallen, war in der Zwischenzeit nun aber offenbar formulierbar geworden. Wir bedankten uns für den Nachtrag und gingen dann quer über den Markt zum Schaufenster der Buchhandlung Hugendubel. Wir dachten, dass dort vielleicht das neue Buch des grandiosen Kuh- und Scheißeforschers Florian Werner stünde, »Dunkle Materie« (Nagel & Kimche), das gerade in allen Zeitungen lobend besprochen wird.
Das Buch ist aber noch sehr neu und war anscheinend noch nicht angekommen in der Buchhandlung. Deshalb hat es auch noch niemand ins Schaufenster gestellt, da müssen wir noch mal wiederkommen. Wir kauften uns irgendwo eine FAS und gingen dann ins Café Grundmann, wo es die FAS ja trotz breiter Zeitungsauswahl komischerweise nicht gibt.
Unter den besprochenen Premieren des Wochenendes war auch eine szenische Aufführung des Brecht/Dessau-Oratoriums »Deutsches Miserere« an der Leipziger Oper. Eleonore Büning hatte einiges auszusetzen, um es einmal milde auszudrücken, der Text endete mit den Worten: »Unfassbar. Entsetzlich. Nie wieder nach Leipzig.« Das kam ganz überraschend, denn an einem 13. Februar denkt man ja eher »Nie wieder Dresden« oder so etwas.
Wir lasen den Artikel jedenfalls noch mal und noch mal laut vor. Selbst die schönsten Verrisse von Kerr oder Ihering verblassen vor einer solchen Wortgewalt. Besonders der Anfang ist sehr gelungen und sollte für uns auch den weiteren Verlauf des Tages bestimmen:
»Direkt neben der Nikolaikirche in Leipzig gibt es einen sehr guten Italiener mit sardischer Küche, die wirklich vieles wiedergutmachen kann und erst lange nach 23 Uhr schließt. Um es gleich zu sagen: Hat nicht geholfen. Diesmal nicht. Der im nur zwei Fußminuten entfernte Opernhaus verursachte Totalschaden war lokal nicht zu begrenzen.«
Achtung, die hier zitierten Stellen dürfen nicht davon ablenken, dass Büning bezüglich dieses musikalischen Abends auch vieles lobend erwähnt, zum Beispiel den Dirigenten, das Orchester, den Opern- und den Kinderchor sowie den gut trainierten Schäferhund, dem auch die Überschrift des Artikels gewidmet ist (»Guter Hund«). Und eben das italienische Restaurant auf dem Nikolaikirchhof, und dort reservierten wir dann gleich einen Tisch für später und freuten uns auf Seezunge und Tiramisù.
Am 15. Februar 2011 um 14:14 Uhr
bravo!
Am 15. Februar 2011 um 14:20 Uhr
Wehrter Paco oder Fischer! Man mag ja in der Sache mit ihnen gehen, aber ihre vorgetragene Arroganz stinkt übel (halbe Stunde, alles durchschaut, sie sind ja toll!). Dann diese Dämlichkeit mit dem Schaufenster, bei der man nicht weiß, was sie tatsächlich wollen, zumal das Buch gerade erst raus ist. Vor allem aber: Was schon bei der Auswahl ihrer Top-Feuilletons auffällt, ich würde es kurzfassen als „Inhalt geht vor Darbietung“, scheint sie beim Schreiben zu lenken. Das geht schief. Nun gut, Internet, da darf man das? Ja, wenn man nicht so eine Arroganz auffährt. Und was soll zum dritten die – leider auf ihrer Blättererseite nicht selten widerliche – Anbiederei wieder einmal beim hochlebenden FA-Feuilleton? Man hat manchmal den Eindruck: Junge Leute suchen einen Job. Und dann auch noch zitieren sie, was stilistisch schon auf fünf Zeilen einige Fragen aufwirft. Oder war das ironisch? – dann wäre es falsch eingesetzt… Nein, das macht keinen Spaß
M.M.
Am 15. Februar 2011 um 14:42 Uhr
gönnt man sich in gedenken an den herrn alexander nicht vorher noch einen heurigen, durchschaut man triegel auch binnen 15-20 minuten.
herzliche grüße
Am 15. Februar 2011 um 17:22 Uhr
„Nun gut, Internet, da darf man das? Ja, wenn man nicht so eine Arroganz auffährt.“
MM, Sie sind lustig. Oder nur falsch eingesetzt ironisch?