Feuilletonismus 2011
Leipzig, 9. Januar 2012, 00:20 | von PacoNur schnell die übliche kurze Ankündigung: Der Maulwurf steht wieder vor der Tür. In ca. 24 Stunden kürt Der Umblätterer zum siebten Mal seit 2005 die zehn besten Texte aus den Feuilletons des vergangenen Jahres (a.k.a. Der Goldene Maulwurf 2011). Und um gleich mal den BVB-Torwart Roman Weidenfeller zu zitieren: Die deutschsprachigen Feuilletonisten »have a grandios Saison gespielt«, auch 2011 wieder, und zwar alle.
Schon bis zum Frühjahr war ja mehr passiert als in so manchem Jahrzehnt der vorhergehenden Jahrhunderthälfte zusammengenommen. Und es gab dementsprechende feuilletonistische Fortsetzungsgeschichten. Die meisten Ereignisse wurden auch von den anderen Ressorts abgedeckt, aber richtig in seinem Element war das Feuilleton bei den Telenovelas um Guttenbergs Doktorarbeit und die sympathische Beltracchi-Fälscherbande mit ihrer zusammengefakten »Sammlung Jägers«.
Eine weitere feuilletonistische Großtat war die Idee der FAZ, Hans Ulrich Gumbrecht ein eigenes Blog zu geben, »Digital/Pausen«, und es ist eigentlich ein eigenes Subfeuilleton, ein intellektueller Playground mit einer markanten Themenwahl und einmaligem analytischem Durchstich. Zwischendurch gab es am 9. Oktober noch die »Jahrhundert-FAS« mit superster Staatstrojaner-Coverage – die Ausgabe war sofort vergriffen, die entsprechenden Seiten 41–47 gab es dann aber schnell als PDF zum Download (zu diesem Feuilletonevent gehört unbedingt auch der »Alternativlos«-Podcast Nr. 20 vom 23. Oktober).
In der SZ, der NZZ, der TAZ, der WELT, dem SPIEGEL, der ZEIT und im FREITAG standen natürlich auch wieder die unfassbarsten Sachen drin. Die Idee des Goldenen Maulwurfs ist ja, die noch nie falsifizierte Großartigkeit eines Feuilletonjahres in den zehn angeblich™ besten Artikeln zusammenzufassen. Das ist bei einer Longlist von diesmal 51 Artikelvorschlägen eigentlich zu knapp, aber wir werden es wieder hinkriegen. Dazu dann morgen mehr.
Hier noch schnell unsere Backlist, die Preisträger der vergangenen Feuilletonjahre:
2005 (#1 Stephan Maus/SZ)
2006 (#1 Mariusz Szczygieł/DIE PRESSE)
2007 (#1 Renate Meinhof/SZ)
2008 (#1 Iris Radisch/DIE ZEIT)
2009 (#1 Maxim Biller/FAS)
2010 (#1 Christopher Schmidt/SZ)
2011 (#1 ???/???)
Am Dienstag im Morgengrauen dann also die zehn besten Texte aus den Feuilletons des Jahres 2011. Hier.
Bis gleich,
Consortium Feuilletonorum Insaniaeque
(Bild: Wikimedia Commons)
Am 9. Januar 2012 um 12:49 Uhr
Ich freue mir jetzt schon ein Loch in die Achselhöhle!
Am 9. Januar 2012 um 14:18 Uhr
1x werden wir noch wach / heissa, dann ist Maulwurf-Tach!
Am 16. Januar 2012 um 11:25 Uhr
Die „Digital/Pausen“ schätze ich ebenfalls – mich wundert, bzw. finde ich es schade, dass dort bisher kein einziger Kommentar eingegangen zu sein scheint..
Am 16. Januar 2012 um 14:10 Uhr
@Phorkyas soweit ich das sehe, sind im gumbrecht-blog keine kommentare zugelassen, so wie damals beim rainald-goetz-blog für vanity fair nicht. vielleicht eine weise entscheiodung?
Am 16. Januar 2012 um 15:16 Uhr
Es müsste irgendwann einmal definiert werden, welche Kriterien eigentlich ein „Blog“ hat. Eine Seite, auf der Texte, die nicht kommentiert werden können, in unregelmässiger Folge erscheinen, ist in meinem Verständnis kein „Blog“, sondern eine Textsammlung eines Autors. Es ist immanent für einen Blog, dass man dessen Beiträge kommentieren kann. Umgekehrt ist eine Seite, auf der Beiträge kommentiert werden können, nicht automatisch ein Blog. (Die Frage, ob Kommentare gut oder schlecht sind, Erfahrungszuwächse oder eine Trivialisierung der Diskussion bringen, ist davon erst einmal unabhängig zu sehen.)
Am 17. Januar 2012 um 17:33 Uhr
@Mr & Mrs Smith: Es sah für mich so aus, als ob registrierten Nutzern der Kommentar möglich sein – habe es aber nicht getestet.
@Keuschnig: Eine Seite, auf der Texte, die nicht kommentiert werden können, in unregelmässiger Folge erscheinen, ist in meinem Verständnis kein “Blog” Hätte ich zunächst auch so gedacht, aber so richtig sicher bin ich nun nicht mehr, ob der Kommentar und die Leserinteraktion, als das Konstituierende des Bloggens angesehen werden kann, oder ob nicht schon reicht: im Web-publiziertes „Tagebuch“, also die Publikationsform, das Spezifische darstellt, welches auch gewisse Arten des Schreibens nach sich zieht. (Insgesamt könnte die Definition so schwammig und unmöglich werden wie z.B. „Roman“ – was ist z.B. wenn jemand seine Blogeinträge mit einem Passwort versieht, diese also nicht mehr öffentlich zugänglich sind, o.ä.?)