Neues von Novalis
Jena, 16. April 2012, 08:40 | von MontúfarNovalis bleibt auch im Jahr 2012 für Überraschungen gut. In seiner vor kurzem erschienenen und demnächst als Standardwerk anerkannten Biografie zum Nachtschwärmer Friedrich von Hardenberg zeigt der in Australien lebende Germanist Gerhard Schulz, was Novalis nicht alles noch zu aktuellen Debatten beitragen kann.
Da wären zum Beispiel die Neurosciences: Bei seiner ständigen Suche nach Analogien kam Hardenberg zum Beispiel aufgrund einfacher äußerlicher Übereinstimmungen zu der Erkenntnis: »D[as] Gehirn gleicht den Hoden.« Das steht tatsächlich so da, in der HKA, Band 3, S. 444, bei Schulz wird es auf S. 113f. erwähnt, es ist ein heutzutage natürlich eher fragwürdiger anthropologischer Gedanke, der vom Biografen auch gleich ordnungsgemäß wegsortiert wird.
Auch zu nicht mehr ganz so frischen politischen Ereignissen kann ein Blick in das Leben von Novalis neue Einsichten bringen. Von Hardenbergs wissenschaftlicher Qualifikationsschrift, die dieser einreichte, um in den sächsischen Staatsdienst übernommen zu werden, weiß Schulz folgendes zu berichten:
»Das Kollegium könne nun seine Ernennung befürworten, wenn er erklärte, die Arbeit ohne fremde Hilfe angefertigt zu haben. So streng waren auch damals schon die Bräuche, über die Jahrhunderte später noch ehrgeizige, aber unvorsichtige Staatsbeamte stolpern konnten.« (S. 271f.)
Schon vor über 200 Jahren haben kleine Landadlige also neben ihrer Abstammung gern noch ein zweites hochangesehenes Standbein in der Wissenschaft gesucht. Eines hat sich dabei nicht geändert. Die bürokratischen Mühlen mahlen immer noch langsam. Das Überprüfungsverfahren dauerte bei Hardenberg so lang, dass dieser darüber verstarb. Immerhin gilt Hardenbergs Arbeit bis heute als eigenständige wissenschaftliche Leistung.
Am 16. April 2012 um 13:40 Uhr
Schulz hat schon in seiner Kleist-Biografie seitenweise Unfug verzapft: http://bonaventura.musagetes.de/2008/einiges-ber-heinrich-von-kleist/
Am 18. April 2012 um 13:25 Uhr
Und ein Herr Stеffen Mаrtus bezeichnet in seiner dicken Biographie „Die Brüder Grimm“ (Rowohlt, 2009) den Tiroler Volkshelden Andreas Hofer als „Schweizer“ (Seite 157).
Der Autor war stinksauer auf mich, als ich dieses seinen Lapsus bei „Amazon.de“ in einem Kommentar erwähnte.
Am 19. April 2012 um 02:20 Uhr
Oh Gott, Oberlehrer Jeeves schon wieder. Die Kritik von Bonaventura war ja noch substanziell, aber dein Korinthenkram ist doch peinlicher als peinlich. Außerdem heißt es wohl „diesen seinen“, nicht „dieses seinen“, da ist dir wohl ebenfalls ein Fehler unterlaufen. Übrigens ein schöner Unterschied: auf hunderten von Seiten einen Fehler zu machen – und in vier Zeilen einen Fehler zu machen. Setzen, sechs.