100-Seiten-Bücher – Teil 31
Sun Tsu: »Die Kunst des Krieges« (um 500 BC)
Hamburg, 1. August 2012, 21:23 | von Dique
Das Buch ist für Leseökonomen der beste Shortcut vorbei am tausendseitigen Ziegelstein von Clausewitz, ob zu Recht oder Unrecht, soll hier nicht das Thema sein. Der kurze Klassiker von Sun Tsu ist 2.500 Jahre alt und liegt seit ca. 100 Jahren auf Deutsch vor. Das Buch gilt als zeitlos und zu jeder Lebensphase passend, ungefähr so wie der »Fürst« von Machiavelli.
Ich hörte das erste Mal von dem schönen kleinen Büchlein in Oliver Stones »Wall Street«, in dem er Gordon Gekko daraus zitieren lässt. Es handelt sich dabei natürlich nicht um die beiden Gekko-Klassiker »If you need a friend, get a dog« oder »Lunch is for wimps«. Sondern eher hierum: »I don’t throw darts at a board. I bet on sure things. Read Sun-tzu, The Art of War. Every battle is won before it is ever fought.« Der aufstrebende Bud Fox folgt natürlich dem Rat von Gekko und zitiert später im Film selbst noch Sun Tsu.
Das Buch ist in seiner Kürze schnörkellos, pragmatisch und kompakt. Theoretisch könnte das auf viele Titel dieser Serie über 100-Seiten-Bücher zutreffen. Im Vergleich zur fließenden Lektüre der »Kunst des Krieges« gleicht aber zum Beispiel das Lesen von Handkes »Angst des Tormanns beim Elfmeter« einer endlosen Woche in der Dante-Hölle.
Wie üblich bei urheberrechtsfreien Titeln gibt es jede Menge Ausgaben in schrecklicher Aufmachung oder PDF-Versionen direkt aus dem Internet. Die gängigste deutsche Version hat ein Vorwort von James Clavell, das mit den versöhnlichen Worten endet: »… das wahre Ziel des Krieges ist der Frieden.«
Sunzi: Das Buch vom Kriege. Der Militär-Klassiker der Chinesen. Mit Bildern nach chinesischen Originalen. Verdeutscht von Bruno Navarra. Berlin: Boll u. Pickardt 1910.
Sunzi: Die Kunst des Krieges. Hrsg. u. mit e. Vorw. von James Clavell. Aus d. Amerikan. von Jürgen Langowsky. München: Droemer Knaur 1988.
(Einführung ins 100-Seiten-Projekt hier. Übersicht über alle Bände hier.)
Am 1. August 2012 um 22:04 Uhr
Dieses versöhnliche Schlusswort könnte Peter Handke doch vielleicht auch in seiner Grabrede für Milosevic zitiert haben. Kann man diese Rede eigentlich irgendwo vollständig nachlesen? Das täte mich sehr interessieren, bei ixquick hab ich nämlich nix gefunden.
Am 2. August 2012 um 08:28 Uhr
@Inka Banause: Das kann man unter anderem demnächst hier nachlesen.