Baguettiana

Göttingen, 5. November 2012, 12:27 | von Josik

Ich höre hier in Göttingen mit wachsender Begeisterung den Sender NDR Info, es gibt da immer wieder Staumeldungen aus Fallingbostel, einer Stadt, die ich bisher nur aus einem Arnold-Stadler-Roman kannte, und wenn es keine Staumeldungen aus Fallingbostel gibt, dann wird darüber berichtet, dass sich in Fallingbostel ein Chemieunfall oder dergleichen ereignet hat. Zwischendrin hört man auf NDR Info auch mal ein Interview mit Ruprecht Polenz oder einen Bericht über Toni Kroos, aber das sind offenkundige Versehen, denn gleich nach solchen Intermezzi geht es wieder weiter mit den neuesten Nachrichten aus Fallingbostel und der Gegend um Fallingbostel herum.

Während also im Hintergrund das Radio lief, blätterte ich so ein biss­chen in ein paar alten ZEIT-Magazinen und anderen ZEIT-Druckerzeug­nissen, die meine Zimmerwirtin immer auf dem Küchentisch deponiert. Plötzlich aber war ich wie vom Donner gerührt, denn in einer Rezension in ZEIT-Literatur stieß ich auf folgenden vielleicht besten ersten Satz, der jemals geschrieben wurde und der in diesem Fall von Ijoma Mangold stammt:

»Gleich auf der ersten Seite kauft Sperber, der Protagonist in Anne Webers neuem Roman Tal der Herrlichkeiten, in einer Bäckerei in der Bretagne ein Baguette.«

Was für ein herrlicher Einstieg! Was für eine herrliche Klimax! Was für eine herrliche Alliteration! Bäckerei, Bretagne, Baguette. Und man kann Gott nur danken, dass die Geschichte nicht in der Provence spielt. Eigentlich fällt in dieser Reihe die Bäckerei ja etwas aus dem Rahmen, stilechter wäre vielleicht eine Boulangerie gewesen? Aber sei’s drum, hier in dieser bretonischen Baguettebibel geht es medias in res, mitten hinein in den Baguettekauf, und ich habe die Rezension gar nicht mehr weitergelesen, sondern mir stattdessen sofort das Buch herunter­geladen.

Ich machte mich gleich an die Lektüre, ich hörte auch schon gar nicht mehr hin auf die Staumeldungen aus Fallingbostel, so toll ist das Buch, und ich kann es jedem nur sehr empfehlen, meiner und Ijoma Mangolds Euphorie voll zu vertrauen und endlich wieder mal ein Anne-Weber-Buch zu lesen.
 

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