100-Seiten-Bücher – Teil 42
Daniel Kehlmann/Sebastian Kleinschmidt: »Requiem für einen Hund. Ein Gespräch« (2008)
Göttingen, 16. November 2012, 14:33 | von Josik
Gleich auf der ersten Seite teilt Daniel Kehlmann dem Interviewer Sebastian Kleinschmidt via E-Mail mit, dass sein Hund Nuschki, bei dem ein fortgeschrittener Lebertumor diagnostiziert worden sei, nun habe eingeschläfert werden müssen. Das erinnerte mich an unseren wunderbaren alten Kater Robert Schmusil, der zuerst an Niereninsuffizienz litt, später eine Diabetes hatte und schließlich einen Darmtumor, »daher haben wir dann, auf Rat aller Ärzte, der Euthanasie zugestimmt« (S. 7).
Seine E-Mail beendet Kehlmann mit den Worten: »Ganz herzliche Grüße / Ihres Daniel Kehlmann«, und das ist doch erstaunlich, dass, wo jeder andere Mensch schreiben würde: »Ganz herzliche Grüße / Ihr Soundso«, Kehlmann hier eben nicht »Ihr« schreibt, sondern »Ihres«, aber, so würde Iris Radisch sagen: »Wozu ist man Dichter.«
Später geht es in dem Buch auch noch um Katzen, zunächst aber eben um Hunde, und dabei brennt Kehlmann ein solches Feuerwerk an Maximen und Reflexionen ab, dass man getrost etwa 85% aller in diesem Buch enthaltenen Sätze noch mal als eigenes Aphorismenbändchen herausbringen könnte. Zum Beispiel sagt er auf S. 15 über Hund und Mensch: »die beiden Spezies gingen den Weg gemeinsam«, oder dann auf S. 21: »Hund und Mensch sind einen langen Weg gemeinsam gegangen«.
Auch muss ich gestehen, dass ich einiges an der »Vermessung der Welt« überhaupt erst bei der Lektüre des Requiembuchs begriffen habe, etwa wenn Kehlmann erklärt: »Goethe tritt zweimal auf (…), und beide Male sind es komische Stellen« (S. 76). Ansonsten geht es in diesem Gespräch noch um Hegel, Heidegger, Gott usw.
Daniel Kehlmann/Sebastian Kleinschmidt: Requiem für einen Hund. Ein Gespräch. Berlin: Matthes & Seitz 2008.
Daniel Kehlmann/Sebastian Kleinschmidt: Requiem für einen Hund. Ein Gespräch. Reinbek: Rowohlt-Taschenbuch-Verlag 2010.
(Einführung ins 100-Seiten-Projekt hier. Übersicht über alle Bände hier.)
Am 21. November 2012 um 14:14 Uhr
Meine Rezension des Buches passt in einen Satz: „Nach eigenen Angaben glaubt Daniel Kehlmann, im Alten Testament stünde kein Wort über Sklaverei.“
Kann keine Zeile von ihm mehr lesen, ohne das mitzuhören. (Was schade ist, denn es wären sonst etliche gute dabei.)