»Ancient Aliens«

Barcelona, 21. April 2013, 10:26 | von Dique

»Ancient Aliens«, eine Doku-Serie vom History Channel, läuft bereits in der 5. Staffel. Nur beinah durch Zufall sah ich den Piloten »Ancient Aliens: Chariots, Gods & Beyond« und danach dann alle Folgen. Nach den ersten beiden Staffeln war mir unklar, woher noch Stoff für weitere Folgen kommen sollte, aber auch Erich von Däniken, Godfather der Prä-Astronautik, hat nicht nur zwei bis drei Bücher geschrieben, sondern Dutzende. Von diesen habe ich auch mehr als zwei bis drei gelesen, wenn auch längst nicht alle.

Meine Däniken-Lektüre liegt schon so lange zurück, dass ich mich jahrelang auf ein »Was macht eigentlich Erich von Däniken«-Portrait in einer schlechten Illustrierten gefreut habe. Das ist nun aber nicht mehr nötig, denn auch bei den »Ancient Aliens« ist er mit dabei und macht noch immer das Gleiche.

Ich war immer schon ganz versessen auf die H-Blocks von Pumapunku, die Scharrzeichnungen von Nazca oder die kuriosen Steinformationen auf Nan Madol. Wie bei jeder guten Verschwörungstheorie bieten die Prä-Astronauten Erklärungen für scheinbar nicht nachvollziehbare Phänomene. Nebenbei liefert die Serie natürlich in guter »History Channel«-Manier herrliche Aufnahmen von all diesen mysteriösen Orten.

Nehmen wir Pumapunku, gelegen auf der bolivianischen Hochebene in der Nähe des Titicacasees. Dort befinden sich die Reste einer Kultur, über die man fast nichts weiß, das Rad war ihr noch unbekannt, auf über 4.000 Meter Höhe wurden mit einfachsten Werkzeugen riesige Steine bearbeitet und bewegt, und nicht irgendwelche, sondern solche aus Diorit, das zu den härtesten Gesteinsformationen gehört. Früher kannte ich von Pumapunku einige Bilder, dann gab es irgendwann einen kurzen Clip über die Stätte auf YouTube und jetzt, dank den »Ancient Aliens«, gibt es massig Videomaterial und sogar eine ganze Folge, die sich nur Pumapunka widmet. Wow.

Einer der Hauptmotoren der Show ist übrigens Giorgio A. Tsoukalos, den man am besten als »den mit den Haaren« beschreibt. Tsoukalos wird nicht nur von Folge zu Folge braungebrannter, sondern seine Haare werden immer wilder und länger und er toupiert sie höher und höher nach oben. Mittlerweile wickelt er sich auch noch ungebändigte Schals um den Hals und trägt ein modisches Lederjäckchen.

In der ersten Staffel war es noch ein dreiteiliger brauner Anzug, natürlich mit übergroßem »Ancient Aliens«-Sticker am Kragen. Tsoukalos hat eine riesige Fangemeinde im Netz, die sich weniger der prä-astronautischen Theorie widmet, sondern überwiegend seinen Haarstyle diskutiert, debattiert und verehrt. Und weil wir hier ständig Pumapunku erwähnen, sei auch mein Lieblingszitat von ihm genannt:

»While the Pyramids at Giza are an incredible feat of achievement, compared to Pumapunku the pyramids are like child’s play. Logic does not exist in Pumapunku.«

Dieses Zitat trägt er mit solcher Inbrunst und Überzeugung vor, dass man einfach nicht widerstehen kann und über die lächerliche Erklärung »richtiger« Archäologen nur lachen kann. Pumapunku ist crazy, wer auch immer dafür verantwortlich ist, irgendwas ist dort faul und das gilt für noch viele, viele weitere archäologische Stätten dieser Erde. Fast hirngewaschen habe ich mich trotzdem nie getraut, so richtig an die Ancient Astronauts Theory zu glauben, aber der Übergang von Faszination zu Glauben ist verschwommen.

Man könnte meinen, spätestens nach Folgen mit Titeln wie »Aliens and Mega-Disasters«, das Fukushima indirekt den Aliens unterschiebt, oder »The Da Vinci Conspiracy«, in der der arme Leonardo fast zum Außerirdischen wird, oder »Aliens and Dinosaurs«, an dessen hanebüchenen Inhalt ich mich nicht mehr erinnere, sollte man (ich!) doch geheilt sein von dem Käse. Aber neben Pumapunku bleiben die Flugzeugdarstellungen aus dem brasilianischen Dschungel, die Terrasse von Baalbek, Steinkreise überall, Pyramiden, Cargo-Kulte, Ezekiel und altägyptische Glühlampen!

Doch ab jetzt sind all die schönen Mysterien, all die schönen Theorien, all die schönen Ideen nichts mehr wert. »Ab jetzt« heißt: Seit Chris Whites »Ancient Aliens Debunked«. In dem dreistündigen Video widmet sich White allen »Ancient Aliens«-Theorien und überführt die Ancient Astronaut Theorists der Manipulation. Die H-Blocks von Pumapunku sind nämlich gar nicht aus Diorit und neben den ganzen fertigen Stücken liegen ein paar Meter weiter unfertige Teile, die alle Bearbeitungsstufen einfach nachvollziehbar machen. So führt White all die schönen Indizien für prä-astronautische Besuche ad absurdum. Lustig daran ist, dass Chris White angeblich ein christlicher Fundamentalist ist und an Kreationismus glaubt.
 

3 Reaktionen zu “»Ancient Aliens«”

  1. Nuschi

    großes DANKE für drei hochinteressante fernsehstunden und eine menge argumente gegen (mich bisher auch fröhlich überzeugende) theorien!

    und ich habe GERN daran geglaubt!

    schade eigentlich …

  2. Nuschi

    nachdem ich jetzt eben die letzte halbe stunde nochmal in ganz wachem zustand geschaut habe, bin ich komplett beglückt, denn JETZT glaube ich an die SINTFLUT!

    mission accomplished!

  3. Sabine Jung

    Nach einigen Ancient-Aliens-Folgen will ich nur noch eins: Den Film „Ancient Aliens Debunked“ sehen! Erbarmt sich im www wirklich niemand, den Film mit deutschen Untertiteln zu versehen? Oder die Übersetzung in ein Mikro zu sprechen und mit Hilfe einer Spracherkennung schriftlich ins Netz zu setzen? Oder die Übersetzung einfach auf den Film zu sprechen und zu veröffentlichen?

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