Lieblingsstellen aus dem »Gesellschaftsvertrag«

Konstanz, 28. Juni 2013, 07:35 | von Mynaral

Heute wäre, hehe, Rousseau 301 Jahre alt geworden! Von seiner Abstempelung als Revolutionssündenbock einmal abgesehen genießt er seit geraumer Zeit als Jürgen Dollase der vergleichenden Staatstheorie wieder höchstes Ansehen. So erklärt er im Kapitel »Que toute forme de gouvernement n’est pas propre à tout pays« seines »Contrat social« ausführlich, weshalb man in Italien so viel Gemüse isst:

»Weil es dort gut, nahrhaft und von hervorragendem Geschmack ist. In Frankreich, wo es nur Wasser aufgesogen hat, nährt es gar nicht und gilt bei Tisch fast nichts.«

Und mindestens ebenso logisch bestechend wird festgestellt:

»Wir beobachten selbst in Europa spürbare Unterschiede im Appetit zwischen den Völkern des Nordens und denen des Südens. Ein Spanier wird acht Tage von der Mahlzeit eines Deutschen leben.«

Rousseau also europapolitisch durchaus auf einer Linie mit der ›Alternative für Deutschland‹.

Was natürlich nicht stimmt, denn schließlich sprach sich der »Irre vom Berg« rigoros gegen Parteien und sonstige Teilgesellschaften aus, der Gemeinwille würde ja sonst leiden. Diese ständige Widerrede gegen Parteien, Sklaverei, Monarchie usw. wird auf Dauer natürlich etwas anstrengend und so schließt Rousseau seine Kritik an Grotius und Barbeyrac, die um Ludwig XIII. respektive Georg I. scharwenzelten, auch etwas resigniert:

»(…) aber sie hätten dann leider nur die Wahrheit gesagt und nur dem Volk geschmeichelt. Die Wahrheit führt aber nun einmal nicht zum Glück, und das Volk vergibt weder Botschafterposten noch Lehrstühle noch Pensionen.«

Usw.

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